: Rückkehr des alten Löwen
FILMFESTSPIELE VENEDIG Der italienische Filmregisseur Bernardo Bertolucci wird zum Leiter der Jury in Venedig berufen, zum zweiten Mal in seinem Leben
Gerade mal zwei Jahre älter als die Filmfestspiele von Venedig selbst, die im August zum 70. Mal stattfinden werden, ist der Regisseur Bernardo Bertolucci. Er wurde jetzt von Alberto Barbera, dem Leiter der Filmfestspiele, zum Präsidenten der diesjährigen Jury berufen. Für den Filmregisseur rundet sich damit ein Bogen seines Lebens, begann sein Erfolg doch mit der Vorstellung seines Films „La Commare Secca“ 1962 in Venedig. Gerade 21 Jahre war Bertolucci damals und seine Geschichte über eine ermordete Prostituierte wurde gleich mit der Arbeit von Pasolini verglichen, bei dem er als Assistent begonnen hatte. Zu Bertoluccis bekanntesten Filmen gehören „Der letzte Tango“ (1972) von Paris, in dem Marlon Brando und Maria Schneider ein ungewohnt offenes und aufregendes Bild von der Bedeutung des Sexes in einer Beziehung lieferten, das sehr aufwändige und prominent besetzte Historiendrama „Novecento“ (1976) und „Der letzte Kaiser“ (1987), mit dem er neun Oscars gewonnen hat. Bis heute ist er damit zugleich der einzige Regisseur Italiens, der jemals einen Oscar für die beste Regie erhielt.
Die Filmfestspiele von Venedig selbst verliehen ihm 2007 einen Goldenen Ehrenlöwen für sein Lebenswerk. Schon vor dreißig Jahren war Bertolucci einmal Direktor der Jury in Venedig gewesen. Unter einem großen Schlapphut und im Rollstuhl sitzend bestätigte er jetzt seine Freude, an den Lido zurückzukehren und dort noch einmal die interessantesten Arbeiten von Regisseuren aus aller Welt sehen zu können. TAZ/KBM