: Jazz mit o und e
Neue Logo-Ära beim internationalen Jazzfest in Moers. Reiner Michalke beginnt auch mit einem radikalen Plakat
Ein neues „oe“ für Moers und ein gezeichnetes Plakat des 2002 verstorbenen Wuppertaler Bassisten Peter Kowald, der die schnellen Striche ein Jahr vor seinem Tod für ein CD-Cover gezogen hat. „Wir haben uns für das radikalste Motiv entschieden – man mag es oder hasst es,“ sagt Reiner Michalke (49), der neue Festivalleiter des renommierten Jazz-Festivals.
Der gelernte Bassist und studierte Volkswirtschaftler, auch Programmchef des Kölner Stadtgartens, stellte jetzt sein neues Logo vor, das die Wuppertaler Agentur Boros entworfen hat. „Die Marke Moers Festival selbst braucht keine Erneuerung“, sagt Michalke. Aber nach 34 Jahren wolle sich die Leitung neu aufstellen. Nach der Programmvorstellung im März wird mit dem „zusammen gezogenen o und e“ im Stadtnamen weltweit Merchandising betrieben - auch auf Kugelschreibern. „Wir wollen das Festival neu denken“, sagt Geschäftsführerin Beatrix Wirbelauer. Die „oe“-Verbindung im Namen soll Offenheit beim größten Freiluft-Jazzfest in Europa symbolisieren. In der Mathematik werde es als Abkürzung für „ohne Einschränkung“ bezeichnet. „Aber es wird nicht nur kuschelig,“ fügt Michalke schnell hinzu, denn eine „Popularisierung“ des Festivals werde es mit ihm nicht geben.
Er hat im letzten Jahr die Leitung von Burkhard Hennen übernommen. Der hatte das Festival 1972 mitbegründet und seitdem verantwortet. Doch in den letzten Jahren war die Zusammenarbeit mit der Stadt Moers zunehmend mit Konflikten belastet. Hennen verlängerte seinen Vertrag nicht mehr. Die Stadt fand in dem Rheinländer Reiner Michalke einen adäquaten Nachfolger. Der hatte 1978 die Initiative Kölner Jazz Haus gegründet, sitzt seit 1984 als sachkundiger Bürger für die Grünen im Kulturausschuß der Domstadt und war Sprecher der „Off Cologne“, einem Zusammenschluss der freien Szene.
Auch in diesem Jahr wird das Festival wieder traditionell am Pfingstwochenende im Park neben dem Moerser Schloß stattfinden. ALEXANDER FLORIÉ