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Archiv-Artikel

KINDERHORT

sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Wenn ein Museum nicht komplett auf Kinderentertainment ausgerichtet ist, kann ein Ausstellungsbesuch das ohnehin schon marode Nervenkostüm einer ganzen Familie ganz schön zerlöchern. Das muss nicht sein! Mit ein paar Gimmicks lassen sich Laune und Konzentration erstaunlich lange hochhalten. Das hat sich das Deutsche Historische Museum auch gedacht und stellt Geschichte(n) zum Hören bereit: eine Hörführung durch die Dauerausstellung, mit der Kinder ab acht Jahren auf eine Zeitreise vom Mittelalter bis zum Ersten Weltkrieg gehen. Den Ausflug auf einen mittelalterlichen Markt in Augsburg untermalen Münzengeklapper und Schweinegrunzen. Klirrende Schwerter, Pferdegeschnaube und Kanonendonner illustrieren den Dreißigjährigen Krieg, so dass sogar erwachsene Mithörer in Deckung gehen. Fernsehaffine Kids fühlen sich durch Juri Tetzlaffs Stimme ohnehin im Nu wie Zuhause. Der TV-Moderator dropt auf der 60 Minuten langen Führung auch Informationen über das Wie und Warum der unterschiedlichen Lebensstile von Rittern, Königen, Bauern und Bürgern (Erwachsene 8/4 €, bis 18 Jahre frei, Hörführung Familie 6€, einzeln 3 €).

Was aber tun, wenn nicht eine allgemeine Geschichtsschau, sondern eine Ausstellung moderner Kunst lockt? Womöglich abstrakt? Da ist gute Vorbereitung erforderlich, wenn vor Ort nicht ein renitentes Meckergewitter mit dem Tenor „Was soll das denn? Das kann ich auch!“ niedergehen soll. Wer dem Nachwuchs das Buch Sommerschnee und Wurstmaschine. Sehr moderne Kunst aus aller Welt in die Hand drückt, ist da auf der sicheren Seite. Der Chefkurator am Museum für Moderne Kunst in Warschau, Sebastian Cichocki, erklärt handfest und kinderkompatibel, was es mit der modernen Kunst auf sich hat: dass sie nicht unbedingt schön sein will, aber die Augen öffnen „für Dinge, die wir vorher nicht wahrgenommen haben“. Vorab erklärt er in einem kleinen Lexikon Begriffe wie Performance oder Assemblage. In kurzen, gut verständlichen Texten stellt Cichocki 51 Künstler vor, Berühmte und weniger Bekannte. Er erklärt, was ihre Arbeiten ausmacht, und beschreibt dann exemplarisch ein Werk, darunter Marcel Duchamps skandalauslösende „Fontäne“, John Cages stille Komposition „4’33“, und der eingewickelte Reichstag von Jeanne-Claude und Christo. Die Erklärungen lassen genügend Raum für eigene Schlussfolgerungen. Schön: Auch Erwachsene können bei der Lektüre noch einiges lernen (ab 9 Jahre, Moritz Verlag, 19,95 €).

■ Mehr Kinder:

Peter und der Wolf SEITE 3

Kinderkarneval im Görli SEITE 10