: Stichwahl um Präsidentenamt in Finnland
Amtsinhaberin Tarja Halonen verfehlt mit 46,3 Prozent die absolute Mehrheit, gilt aber als klare Favoritin
STOCKHOLM taz ■ Die finnische Präsidentenwahl wird erst in einer Stichwahl in zwei Wochen entschieden. Amtsinhaberin Tarja Halonen verfehlte mit 46,3 Prozent die absolute Mehrheit. In der zweiten Runde trifft Halonen auf Sauli Niinistö von der konservativen Sammlungspartei, der 24 Prozent erreichte. Die Wahlbeteiligung lag knapp unter 74 Prozent.
Der mit 18,6 Prozent drittplatzierte Premier Matti Vanhanen von der Zentrumspartei hat seinen WählerInnen die Wahlempfehlung Niinistö gegeben. Neben den Sozialdemokraten und der Linkspartei hatten auch die Gewerkschaften Halonen unterstützt. Jetzt kann sie noch zusätzlich auf die 3,5 Prozent rechnen, die auf die Grüne Heidi Hautala entfallen waren.
Doch Umfragen trauen der populären Landesmutter bei der direkten Konfrontation mit Niinistö sogar ein 70:30 Resultat zu. Doch bereits in der Wahlnacht warnte Halonen davor, einen Sieg nicht für selbstverständlich zu nehmen: „Die Karten werden jetzt neu gemischt.“ Gleichzeitig lehnte sie es aber ab, das für sie unbefriedigende Resultat als kalte Dusche zu bezeichnen: „Die hatte ich heute früh beim Baden in der eisigen Ostsee.“ Klar sei aber, dass sie „die Latte beim ersten Anlauf gerissen“ habe.
Dazu dürfte auch ein arroganter Appell aus ihrer Wahlkampfmannschaft beigetragen haben. Darin wurden die FinnInnen aufgefordert, die sowieso sichere Halonen gleich in der ersten Runde im Amt zu bestätigen. Das helfe dem Staat, 70 Millionen Euro für die Stichwahl zu sparen.
„Das Resultat ist gut für die finnische Demokratie“, nahm ihr Herausforderer Niinistö diesen Faden auf, als sich das Resultat abzeichnete. Er sah einen harten Wahlkampf voraus, in dem er seine Linie einer Annäherung Finnlands an die Nato weiterverfolgen werde. Der 57-jährige Niinistö war Justiz- und Finanzminister und ist derzeit Vize-Direktor der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg.
Ministerpräsident Matti Vanhanens schlechtes Abschneiden bestätigte sein Popularitätsproblem. Er war als Verlegenheitskandidat von seiner Partei in dieses Amt gehievt worden. Auch jetzt war er mangels personeller Alternative aufgestellt worden. Da sich mit ihm aber offenbar keine Wahlen gewinnen lassen, dürfte in seiner Zentrumspartei die Debatte an Stärke zunehmen, wer sie 2007 in den Wahlkampf führen und um die Vorherrschaft auf dem rechten politischen Flügel gegen Sauli Niinistö kämpfen soll. REINHARD WOLFF