: Weltkarte gefährdeter Arten
STUDIE Wo genau leben die einmaligen und bedrohten Tiere?
Ein internationales Forscherteam hat auf einer Weltkarte erstmals Gebiete bestimmt, in der evolutionär einmalige und bedrohte Säugetiere und Amphibien leben. Man wolle vor allem prüfen, ob diese Regionen schon Schutzgebiete seien oder ob man sie noch stärker in den Fokus rücken müsse, sagte einer der Autoren des Projekts, Kamran Safi vom Max-Planck-Institut für Ornithologie (MPIO) in Radolfzell am Bodensee. „Wir fragen: Wo sind die gefährdeten Arten, und unternehmen wir schon etwas zum Schutz ihres Lebensraums?“
An der Studie – über die die Forscher im Online-Fachjournal Plos One berichten – ist neben dem MPIO vor allem die Zoological Society of London beteiligt. Ergebnis: „Erstaunlich große Gebiete unterliegen gemäß dem UN-geführten Inventar der Schutzgebiete keinem besonderen Schutz“, sagte Safi. „Das ist ein Warnhinweis. Wenn wir diese Artengemeinschaften erhalten wollen, müssen wir eventuell auch an anderen Orten nachschauen.“
Die Karte gehe über die Rote Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN hinaus. Sie basiere nicht allein auf der Zahl bedrohter Arten. Sie berücksichtigt insbesondere auch Tiere, die aufgrund ihrer evolutionären Einmaligkeit besonders schützenswert seien – etwa, weil ihre Art schon sehr alt ist. Sie werden als EDGE bezeichnet, was im Englischen für „Evolutionarily Distinct and Globally Endangered“ steht.
Ein Beispiel sei der Schwarzweiße Vari, eine auf Madagaskar lebende Lemurenart. „Sie stellen eine einmalige und sehr, sehr alte Säugetierlinie dar“, sagte Safi. „Wenn sie aussterben, verlieren wir ein Stück Entwicklungsgeschichte, das so nie wieder entstehen wird.“ Viele Gebiete liegen in Süd-, aber auch Nordamerika und in Afrika. Für Deutschland sind auf der Karte keine Regionen ausgewiesen. Das liege unter anderem daran, dass die Weltkarte auf einer globalen Analyse basiere. „In der Studie haben wir nur die weltweit allerwichtigsten Gebiete herausgehoben. Regional oder national wichtige Gebiete würden jedoch einen wichtigen Beitrag in einem vielleicht in Zukunft entstehenden Netzwerk von solchen Schutzgebieten spielen“, sagte Safi. DPA
■ Infos: www.edgeofexistence.org