: Fast so gut wie in alten Zeiten
VOLLEYBALL Der SC Charlottenburg verliert gegen den ewigen Rivalen VfB Friedrichshafen knapp mit 2:3
KAWEH NIROOMAND, MANAGER DES SC CHARLOTTENBURG
Wenn in den letzten Jahren die Volleyballer vom SC Charlottenburg und dem VfB Friedrichshafen aufeinandertrafen, war es stets das Spitzenspiel der Liga und ein Duell ewiger Rivalen um die Meisterschaft. In dieser Saison sieht das allerdings etwas anders aus. Während Friedrichshafen ohne Punktverlust an der Tabellenspitze einsam seine Kreise zieht, ist der SCC nach einem personellen Umbruch nicht mehr der Toprivale. Platz vier und zehn Punkte hinter den Schwaben lagen die Berliner vor dem direkten Duell.
Aber obwohl es nicht mehr um die Tabellenspitze ging, ist bei diesen Duellen eines dennoch gewiss: Es kommen ordentlich Zuschauer. Im letzten Jahr strömten 7.700 in die Halle – bis heute Ligarekord. Am Sonnabend kamen zwar nicht ganz so viele in die Max-Schmeling-Halle, aber die 4.753 bedeuteten dennoch Saisonbestmarke. SCC-Manager Kaweh Niroomand war deshalb auch sichtlich zufrieden: „Das war sensationell gut.“
Zu sehen bekamen die Zuschauer ein überraschend offenes Match. Der SCC musste sich zwar mit 2:3-Sätzen geschlagen geben, hatte aber den großen Favoriten dicht an seiner ersten Saisonniederlage. Deshalb war auch niemand wirklich enttäuscht. „Wir haben besser mitgehalten als gedacht“, sagte Kaweh Niroomand. Vor allem der kämpferische Wille beeindruckte den Manager. Nach zwei verlorenen Sätzen kam der SCC zurück und erzwang den Tiebreak. „Das war psychologisch wichtig, einen Rückstand wettzumachen. Und dann noch gegen Friedrichshafen. Zu Beginn der Saison ist uns das nie gelungen, in einem Match noch einmal zurückzukommen. Das spricht für die Klasse der Mannschaft“, sagte er. Vor allem der Kubaner Salvador Hidalgo Oliva hielt den SCC im Spiel. 23 Punkte sammelte der Außenangreifer und war damit Bester seines Teams. „Leider haben am Ende aber ein paar Prozent gefehlt“, sagte er.
Die Zuschauer bekamen aber nicht nur eine spannende Partie zu sehen, vor dem entscheidenden fünften Satz gab es auch Kurioses zu bewundern. Gäste-Trainer Stelian Moculescu schickte plötzlich sein gesamtes Team in die Kabine. „Da ist es dann ziemlich laut geworden und nicht ganz jugendfrei“, berichtete VfB-Mittelblocker Markus Böhme. Der 2,11 Meter große Hüne hatte zuletzt vier Jahre in Berlin gespielt, bevor er nach Schwaben wechselte.
Das Problem war nur: Als der Schiedsrichter wieder anpfiff, war zwar der SSC da, aber von den Gästen weit und breit nichts zu sehen. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, gestand SCC-Trainer Andrej Urnaut. Der Verursacher des kleinen Eklats Stelian Moculescu gestand: „Das kommt auch nur einmal im Jahr vor. Aber heute war meine Mannschaft wirklich schlecht.“ Kaweh Niroomand war aufgrund der Verspätung alles andere als begeistert: „Das war eine Brüskierung des Publikums, die Leute so lange warten zu lassen.“ Die Gäste wurden zwar mit einem Punkt für den SCC bestraft, aber bei den Berlinern kommen inzwischen Zweifel auf, ob das an Bestrafung nicht zu wenig war. Auf einen möglichen Protest wollen die SCC-Verantwortlichen allerdings verzichten. „Ich bin kein Freund davon, Spiele am grünen Tisch zu gewinnen“, sagte Kaweh Niroomand.
So bleibt den Charlottenburgern nur die Erkenntnis, den großen Favoriten fast zu Fall gebracht zu haben. Zumindest für einen Abend war man dann doch wieder der alte unbequeme Rivale des großen VfB Friedrichshafen – fast wie in alten Zeiten. Das stimmte Niroomand positiv: „Darauf können wir aufbauen.“
Auch Salvador Hidalgo Oliva hofft: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Der soll den SCC in die Play-offs führen. Trotz der Niederlage bleiben sie Vierter, und der dritte Platz liegt noch in Reichweite. Dazu hat auch der Nachbar aus Königs Wusterhausen beigetragen. Die Netzhoppers gewannen beim derzeitigen Dritten Düren mit 3:2 und leisteten ein wenig Schützenhilfe. NICOLAS SOWA