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Archiv-Artikel

„Wir haben 20 Prozent weniger Verkehr“

Warum soll in Bremen nicht gehen, was in Rom klappt? Verkehrsplaner Fabio Nussio empfiehlt Zuckerbrot und Peitsche

Von abe

taz: Italiener gelten als autovernarrt. Wie haben Sie es dennoch geschafft, den Verkehr aus der Innenstadt Roms herauszuhalten?

Fabio Nussio: Nur wer Anwohner ist oder für 300 bis 400 Euro ein Jahresticket erwirbt, darf mit dem Auto ins Zentrum. Alle anderen müssen öffentliche Verkehrsmittel oder ein Moped mit Katalysator benutzen. Um die Innenstadt herum gibt es noch eine zweite Zone, in der zu den Stoßzeiten nur Autos fahren dürfen, die den Euro-4-Grenzwert unterschreiten.

Wie kontrollieren Sie das?

Mit elektronischen Toren an den Innenstadtgrenzen. An denen vorbeizukommen, ist unmöglich. In der zweiten Zone kontrolliert bisher nur die Polizei.

Das funktioniert?

Wir haben den Verkehr um 20 Prozent reduziert. Neue Fußgängerzonen wurden geschaffen. Die Luftverschmutzung hat abgenommen. Das lässt sich aber schwieriger messen, weil die im Umland mit verursacht wird.

Haben die RömerInnen Verständnis für die Maßnahmen?

Die Einwohner der Niedrigemissions-Zonen sind entschieden dafür und fordern sogar noch strengere Maßnahmen. Die Mieten im Zentrum haben sich seit der Einführung der City-Maut 2001 verdoppelt. Die Leute, die in der Innenstadt arbeiten, sind aber entschieden dagegen.

Wie vermitteln Sie denen die Maßnahmen?

Wir haben die Fahrverbots-Zeiten ihren Bedürfnissen angepasst. Nach 19 Uhr darf man zumindest in der zweiten Zone wieder mit allen Autos fahren. Erst haben alle gesagt: Seid ihr verrückt? Aber wir müssen verständlich machen, dass das Problem alle betrifft und die Stadtverwaltung für die Gesundheit der Bürger sorgen muss.

Was ist mit Maut-Sündern?

Die zahlen 3.000 bis 4.000 Euro Strafe. Wir verdienen an ihnen 100 Millionen Euro im Jahr. Manche Leute sind bereit, die Strafe zu zahlen, um in die Innenstadt fahren zu können.

Was ist ihr Eindruck von der Situation in Bremen?

Bremen ist in unseren Augen eine Erfolgsgeschichte. Die Leute können sich auf den öffentlichen Nahverkehr verlassen.

Wären eine City-Maut und Fahrverbote für dreckige Autos auch hier angebracht?

Ja, Zuckerbrot und Peitsche! Nur wenn man den Verkehr aus den Innenstädten heraushalten kann, werden sie wieder bevölkert werden. Interview: abe