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Archiv-Artikel

Israel streitet einen Grenzübertritt ab

SYRIEN Die Armeeführung in Jerusalem spricht von einem erneuten Beschuss aus Syrien auf den Golanhöhen. Laut Diplomaten hat Damaskus eine Liste von verhandlungsbereiten Ministern übermittelt

JERUSALEM/PARIS/GENF rtr/afp Im syrisch-israelischen Grenzgebiet nehmen die Spannungen zu. Erstmals erklärte die syrische Armeeführung am Dienstag, ihre Einheiten hätten ein israelisches Fahrzeug zerstört, das über die Waffenstillstandslinie auf den Golanhöhen auf syrisches Staatsgebiet vorgedrungen sei. Eine Sprecherin der israelischen Armee dementierte diese Darstellung umgehend.

Sie bekräftigte eine frühere Erklärung der Armee, wonach am frühen Morgen ein Militärfahrzeug auf israelischem Gebiet auf den Golanhöhen von Syrien aus unter Feuer genommen worden sei. Das Fahrzeug sei beschädigt worden, Verletzte habe es aber nicht gegeben. Die Soldaten hätten das Feuer erwidert. Die israelische Armee erklärte, sie verfolge die Entwicklung mit Sorge. Nach einem Bericht des Armeerundfunks wurde bereits den dritten Tag in Folge von Syrien aus auf die von Israel annektierten Golanhöhen geschossen.

Seit Jahresbeginn gab es bereits ein Dutzend derartiger Vorfälle. Israel eroberte 1967 den westlichen Teil der syrischen Golanhöhen und annektierte 1981 das Gebiet. Bemühungen, den Konflikt friedlich beizulegen, scheiterten im Jahr 2000.

Wie europäische Diplomaten jetzt mitteilten, hat die syrische Führung eine Liste mit mehreren Ministern erstellt, die an möglichen Verhandlungen mit der Opposition teilnehmen könnten. Wie am Dienstag aus EU-Diplomatenkreisen verlautete, wurde die Liste mit den fünf Kabinettsmitgliedern bereits Anfang März an Moskau übermittelt, das als engster Verbündeter der syrischen Regierung gilt. Aufgelistet als mögliche Gesprächspartner sind demnach der syrische Ministerpräsident Wael al-Halaki, sein Stellvertreter Kadri Dschamil sowie drei weitere Minister. Die Äußerungen erfolgen zu einem Zeitpunkt, an dem sich die USA und Russland um das Zustandekommen einer internationalen Syrienkonferenz bemühen.

Unterdessen rief das UN-Kinderhilfswerk Unicef angesichts der Kämpfe um die syrische Kleinstadt Kuseir an der Grenze zum Libanon zu dringender Hilfe für die dort lebenden Kinder und andere Zivilisten auf. Unicef-Sprecherin Marixie Mercado sagte am Dienstag vor der Presse in Genf, die Lage sei „verzweifelt“. Diejenigen, die aus der Stadt flüchteten, bräuchten jetzt vor allem eine Unterkunft und Trinkwasser.