: Bis die Transfers uns scheiden
FUSSBALL Frank Arnesens Zeit beim Hamburger SV ist abgelaufen. Zu groß war die Kritik an den Einkäufen des Sportchefs, zu gering der sportliche Erfolg. Mit Uwe Seeler verscherzte er es sich wegen dessen Enkels
Lange bevor Frank Arnesen beim HSV landete, wagte er einen Abstecher in die Musikbranche. 1988 stand der Däne gemeinsam mit der Nationalmannschaft im Tonstudio und trällerte das Lied „En for alle, alle for en“, dessen deutsche Übersetzung mehr als eindeutig sein sollte.
In gewisser Hinsicht passt dieser Song zur Karriere, die Arnesen beim HSV gemacht hat: Er war in seinen fast zwei Jahren Sportchef, Vorstandsmitglied und vor der Verpflichtung des jetzigen Trainers Thorsten Fink sogar für ein Spiel Coach der Bundesligamannschaft. Einer für alle Posten eben.
Damit ist es jetzt vorbei: Der HSV-Aufsichtsrat beschloss nach dpa-Informationen am Dienstagabend die Trennung von Arnesen. Die Spekulationen um eine Nachfolge sind bereits im Gange. DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig sagte ab, Hannovers Ex-Sportchef Jörg Schmadtke bekundete sein Interesse, auch Felix Magath ist im Gespräch.
Arnesen steht schon lange in der Kritik – vor allem wegen seiner misslungenen Transfers. Seine ersten Verpflichtungen, Michael Mancienne, Gökhan Töre und Jeffrey Bruma, die Arnesen von seinem früheren Arbeitgeber FC Chelsea nach Hamburg lockte, schlugen nicht ein.
An der einzigen spektakulären Verpflichtung seiner Amtszeit, der Rückholaktion des Fan-Lieblings Rafael van der Vaart, hatte er nur wenig Anteil: Der Deal lief, weil der HSV-Mäzen Klaus-Michael Kühne zuzahlte. Die Verhandlungen führte Marketing-Vorstand Joachim Hilke. Auch wenn Arnesen das anders sah: „Ich lache, wenn ich höre, ich hätte mit den Transfers nichts mehr zu tun gehabt.“
Arnesen hatte es beim HSV nicht leicht: Geplante Verpflichtungen gerieten oft an die Öffentlichkeit. Bei solchen Geschäften ist Verschwiegenheit vonnöten, doch davon konnte beim HSV keine Rede sein. Über den Van-der-Vaart-Transfer wurde schon Wochen vorher in der ganzen Stadt diskutiert.
Es gab jedoch auch Transfer-Erfolge. So etwa der des Torhüters René Adler, der zu einem wichtigen Rückhalt des HSV wurde und es mit seinen Paraden sogar zurück in die Deutsche Nationalmannschaft schaffte. Zudem entschieden sich Top-Talente wie Maximilian Beister (war vorher ausgeliehen) und jüngst Hakan Calhanoglu für den HSV. Und dann ist da natürlich noch Stürmer Artjoms Rudnevs, den viele vor der Saison belächelten, der dann aber zwölf Tore schoss.
Doch die zuletzt positive Entwicklung überzeugte die Aufsichtsräte nicht. Das Vertrauen war weg – auch viele HSV-Granden wie Günther Netzer oder Uwe Seeler kritisierten Arnesen. Mit „Uns Uwe“ verscherzte es sich der Däne auch mit einem Transfer: Als sich Seelers Enkel für einen Wechsel nach Leverkusen entschied, sprach Arnesen von finanziellen Gründen – und Seeler fortan nicht mehr mit Arnesen. BENJAMIN KNAACK