BLAIN|SOUTHERN BERLIN
: Vom Verschwinden des Kapitals durch Massenproduktion

Bei KünstlerInnen, die bereits seit Jahren in Museen, bei Biennalen oder mit Kunstvereinen arbeiten, kann es sehr spannend werden, wie sie ihre erste Galerieausstellung realisieren. Einer von ihnen ist Nasan Tur, der seit 1999 Gesellschaften beobachtet und ihnen humorvoll wie präzise Schwachstellen vor Augen führt. Wie schön, dass er nach 14 Jahren mit Blain|Southern Partner gefunden hat, mit denen sich Tur weder räumlich noch inhaltlich einschränken muss. Während die BesucherInnen am Eingang von BänkerInnen und anderen FinanzjongleurInnen begrüßt werden, verweist Tur auf den riesigen Wänden mit unzähligen grammatikalisch unmöglichen Versionen des Wortes „Kapital“ nicht nur auf die globale Krise. Man sollte nicht vergessen, dass mit jeden weiteren Exemplar (40.000 Schreibweisen des Wortes sind möglich) der Wert jedes einzelnen Bildes sinkt. Die 800 offerierten Bilder zu je 1.000 Euro werden also eher nicht im Wert steigen. Handelt es sich bei Tur also um einen kalkulierten Wertverlust oder um einen Unfall aus später Habgier? Auf jeden Fall wird deutlich, dass Krisen immer auch selbstgemacht sind. MJ

■ Bis 3. 8.: Di.–Sa., 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 77–87