piwik no script img

Archiv-Artikel

die anderen über jacques chiracs atomwaffendrohung

Die Neue Zürcher Zeitung meint: Die Drohung, gegen Terrorstaaten notfalls auch „andere Mittel“ einzusetzen, rückt ins Bewusstsein, dass der Krieg gegen den Terrorismus sich nicht auf polizeiliche Maßnahmen und Grenzkontrollen, auf Abhöraktionen, klandestine Treffen und kulturelle Dialoge beschränken kann.

Es bedarf eines französischen Präsidenten, in Erinnerung zu rufen, dass Nuklearwaffen existieren, dass es so etwas wie Abschreckung gibt und dass zur Wirkung dieser Abschreckung Erwägungen über die Möglichkeit eines Einsatzes dieser Waffen gehören. Chirac hat seinem Land und Europa damit sicher einen Dienst erwiesen.

Ganz anders sieht das der Standard aus Wien: Chiracs spontane Modifizierung der französischen Nukleardoktrin soll also, wie man vermuten darf, abschreckende Wirkung haben, zumindest aber die Kompromissbereitschaft Teherans in neuen Verhandlungen erhöhen.

Mit Chiracs Drohung tendiert diese Chance gegen null. Denn jene Hardliner im Iran, die Atomwaffen wollen, haben nun einen willkommenen Beleg für ihre (absurde) Behauptung, der Westen wolle das Land in die Enge treiben. Was George W. Bush mit dem Irakkrieg erreicht hat, macht Chirac auf seine Art: jene Realität, die man zu bekämpfen vorgibt, selbst nach Kräften fördern.