: Ethik hat Religion nicht verdrängt
SCHULE Trotz Einführung des Pflichtfachs Ethik besuchen kaum weniger Schüler den freiwilligen Religionsunterricht. Starken Zulauf gibt es beim Islam- und dem humanistischen Lebenskundeunterricht
Anders als von den Kirchen nach der Einführung des Pflichtfachs Ethik befürchtet sind die Schülerzahlen im Religionsunterricht an den staatlichen Berliner Schulen zuletzt weitgehend stabil geblieben. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Antwort der Bildungsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus hervor.
Demnach sank im laufenden Schuljahr 2009/10 die Teilnehmerzahl beim evangelischen Religionsunterricht im Vergleich zum Vorjahr um rund 150 auf 73.283 Schüler. Im Vergleich zum Schuljahr 2007/08 ergibt sich ein Minus von etwa 4.000 Schülern, allerdings beträgt der Prozentsatz an der Gesamtschülerzahl nach wie vor rund 25 Prozent. Der katholische Religionsunterricht verzeichnete sogar einen leichten Zuwachs und liegt mit aktuell 17.483 Schülern wieder auf dem Niveau des Schuljahres 2007/08.
Starken Zulauf hat der vom Humanistischen Verband angebotene Lebenskundeunterricht. Hier stieg die Schülerzahl seit 2007/08 insbesondere im Grundschulbereich um knapp 4.000 auf aktuell 48.231. Die umstrittene Islamische Föderation verzeichnete im selben Zeitraum einen Anstieg von rund 10 Prozent auf nunmehr 4.922 Schüler.
Das Pflichtfach Ethik wird an den Berliner Schulen seit 2006 ab der 7. Klasse unterrichtet. Darüber hinaus können die Schüler wie in den Grundschulen auch in der Oberstufe freiwilligen Religions- oder Weltanschauungsunterricht belegen, ohne dass dies benotet wird.
Interessanterweise ist in den Oberstufen die Teilnehmerzahl am evangelischen Religionsunterricht in diesem Schuljahr sogar leicht angestiegen. So besuchen an den Gymnasien derzeit 13.162 Schüler den evangelischen Religionsunterricht, knapp 600 mehr als im vorigen Schuljahr. Auch Real- und Gesamtschulen verzeichnen nach vorherigen Rückgängen nun wieder leichte Zuwächse.
Gedrückt wird die Gesamtbilanz durch sinkende Teilnehmerzahlen an den Grundschulen, wo aber bislang kein Pflichtfach Ethik unterrichtet wird. Hier büßte der evangelische Religionsunterricht in den vergangenen beiden Schuljahren fast 4.000 Schüler ein und liegt jetzt bei 48.911 Teilnehmern von einstmals 52.588 im Schuljahr 2007/08. Der katholische Religionsunterricht blieb mit 12.164 Grundschülern stabil. (epd)