Interview
: Personalratsvorsitzender Hartwig Elster: „Das braucht einen Kulturwandel“

taz: Was haben Sie gegen die Überseestadt?

Dr. Hartwig Elster, Personalratsvorsitzender im Bauressort: Es gibt eine breite 3/4-Mehrheit, die aus welchen Gründen auch immer den Umzug dahin nicht gut findet. Das hat was mit den Örtlichkeiten dort zu tun, mit dem Umfeld, mit den inneren Räumlichkeiten und so fort.

Bisher sitzt ein Teil des Ressorts im Siemens-Hochhaus, das für seine schlechte Luft, die kaputte Klimaanlage, zugige Fenster und sein nicht gerade schönstes Umfeld bekannt ist. Da wollen Sie bleiben?

Jein. Der Anteil der Kollegen, die dort raus möchten, ist größer. Aber es war auch dort noch eine Mehrheit gegen den Speicher I. Allerdings: Bei unserer Umfrage liefen noch Verhandlungen über eine Sanierung des Hochhauses. Durch die Kündigung des Mietvertrags ist die jetzt auf den St.-Nimmerleinstag verschoben.

Können Sie nachvollziehn, dass der Bausenator unter Stadtentwicklungsaspekten in die Überseestadt möchte?

Nein. Wenn wir umziehen, produzieren wir hier Leerstand, ziehen Kaufkraft ab. Das ist auch ein Stadtentwicklungsaspekt.

Vom Brill bis zum Speicher werden es vier Straßenbahnhaltestellen sein. Ist das erheblich?

Das ist eine Geschmacksfrage. Uns geht es um die Gänge zwischen Behörden. Hier ist alles maximal zehn Minuten zu Fuß. Da draußen sitzen wir in einer Außenstelle. Das endet dann damit, dass man regelmäßig in die Stadt fahren muss, weil niemand mehr zu einem kommt.

Der Personalrat wird oft als Bremser verschrien. Ist Ihr Nein zum Umzug Wasser auf die Mühlen derer, die das Personalvertretungsgesetz aufweichen wollen?

Die werden natürlich versuchen, das dafür zu nutzen. Ich finde das aber sehr abwegig. Wenn wir jemals in so ein Objekt einziehen sollten, dann braucht es einen Kulturwandel. Behörde ist ja sehr viel Aktenarbeit und auch vertrauliche Gespräche. Das ist beides schwer mit Großraumbüros zu vereinbaren. Wenn man wirklich eine Offenheit in der Belegschaft erzeugen will für andere Raumkonzepte – da wo es geht –, dann ist das schwieriger zu organisieren als ein Umzug. Das eine ist eine technische, das andere eine mentale Frage.

Interview: Armin Simon