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Archiv-Artikel

sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Das Leben des Ritters Rost in Schrottland ist ziemlich aufregend. In seinem neuesten Abenteuer Eisenhart und voll verbeult verliert er sogar seine Ritterwürde und die Gunst des Burgfräuleins Bö. Alles nur, weil er seinem Ross Feuerstuhl aus Versehen einen geklauten Motor eingebaut hat. Als er damit das Ritterturnier gewinnt, kommt heraus, dass der rechtmäßige Eigentümer des PS-starken Dingens der überhebliche Prinz Protz ist. Zusammen mit dem Drachen Koks setzt Rösti nun alles daran, seine Ritterwürde zurückzuerlangen. Das ist auch dringend nötig, denn Prinz Protz führt Übles im Schilde.

Anders als die bisherigen Ritter-Rost-Geschichten ist Eisenhart und voll verbeult nicht als Musical konzipiert, sondern ist das Buch zum Film. Deshalb muten die Zeichnungen auch glatter an als bei den Vorgängern. Die im Buch verwendeten Filmbilder wirken sehr sauber, irgendwie zu klinisch im Gegensatz zu den grobporigen, plastischeren und damit anheimelnderen Zeichnungen der „normalen“ Bücher. Davon einmal abgesehen, ist die gut nachvollziehbare Geschichte gewohnt launig erzählt. Bei einigen verquast-vornehmen Formulierungen werden Erinnerungen an den Tonfall von „Asterix und Obelix bei den Briten“ wach. Und was gibt es Besseres, als wenn ein Comic den Sinn für nuancenreiche Sprache antriggert? Natürlich basiert die Story auf Jörg Hilberts Büchern, wurde aber von der Berliner Autorin Claudia Kühn filmkompatibel gemacht. Die Lieder der beiliegenden CD stammen wie immer von Felix Janosa. Aber es ist keine eigenständige Musicalversion mit Noten, sondern „nur“ eine Kompilation der bisherigen Ritter-Rost-Hits. Das ist für die Heimdisko gar nicht so unpassend. Zum Ritter-Rost-Lied wird dann gegroovt und mit skandiert: „Statt Cola oder Dosenbier trinke ich Maschinenschmier.“ Oder wir shuffeln mit Prinzessin Bö: „Ich war ein Mädchen mit Dreirad und träumte von Heirat“. (Bilderbuch ab 4 Jahre, 19,95 Euro, Terzio; Taschenbuchversion ab 9 Jahre, 6,95 Euro, Carlsen).

Völlig losgelöst von den Tentakeln des wiefen Vermarktungskraken entspannen wir uns am Sonntag beim Konzert der original Ritter-Rost-Band. Sängerin Patricia Prawitt, kleinen Rittern besser bekannt als die charmante Stimme des furchtlosen Bürgfräuleins Bö, entert um 11 Uhr den Heimathafen Neukölln und zeigt mit ihrem 1a Blechpop allen Protzprinzen dieser Welt, was eine Registrierkasse ist. Es wird vermutlich getanzt werden. Und damit es nicht hinterher in den Ohren klingelt, Ohrenschützer nicht vergessen (www.milchsalon.de, 13/11 Euro).

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