LESERINNENBRIEFE
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Christliche Nächstenliebe fehlt

■ betr.: „Ungebrochener Wille zum Widerstand“, taz vom 27. 5. 13

Es wäre toll, wenn man die Masse an Menschen mal auf die Straße bekommen würde, wenn es um die wirklichen Probleme in Europa geht.

Ich begreife nicht, warum man bei Themen wie Rassismus, Armut, Lebensmittelverschwendung, Ausbeutung von Arbeitskräften, Steuergerechtigkeit, Menschenhandel, Zwangsprostitution, Rentengerechtigkeit, Umweltzerstörung, Tierquälerei, Kinderschutz, bessere Schulen und Unis etc. keine Rechtskonservativen oder charismatischen Christen auf der Straße sieht. Diese auch aus dem Christentum abgeleiteten Werte scheinen bei diesen Leuten kaum zu zählen!

Die Nächstenliebe, also Wahrung der Menschenrechte, Frieden, Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit, muss leider allein weiter von den linksliberalen Kräften erkämpft und verteidigt werden. MARKUS MEISTER, Kassel

„Rudelgucken“ stimmt absolut

■ betr.: „Gurke des Tages“, taz vom 27. 5. 13

Ich bin eine treue Leserin der letzten Seite, und die „Gurke des Tages“ amüsiert mich oft. Aber bei der gestrigen bin ich ganz anderer Meinung als ihr:

Ich finde, dass „Rudelgucken“ ein ganz wunderbarer Ausdruck für das dämliche „public viewing“ ist! Er ist auch viel treffender als der falsch gebrauchte Anglizismus, der ja ursprünglich einen ganz anderen Vorgang beschreibt, nämlich das öffentliche Anschauen eines vorbeiziehenden Leichenzugs.

Also für mich sind Dumpfbacken Leute, die kein oder nicht richtig Englisch sprechen und mit falschen oder unpassenden Anglizismen um sich werfen, um das Manko zu vertuschen, worüber sich meine englischen und amerikanischen FreundInnen köstlich amüsieren. Ich bin nicht generell gegen Anglizismen – „shitstorm“ zum Beispiel finde ich super –, aber die Wörter sollten stimmen. Und Rudelgucken stimmt absolut, und ich hoffe, dass es sich durchsetzt.

EVA-MARIA BRUCHHAUS, Köln

Mal stimmen die Löhne, mal nicht

■ betr.: „Der Bio-Schlecker“, taz vom 25. 5. 13

Ich habe beim Warten auf die Busabfahrt ein Gespräch zweier Busfahrer mitangehört, die bei zwei sehr engagierten Stadtwerken arbeiten. Der eine hatte um 21.30 Uhr Feierabend und musste morgens um 5.30 Uhr wieder anfangen. Oft nur ein Tag die Woche frei, selten mal ein Wochenende. Der andere durfte für zwei oder drei Stunden zum Dienst antreten, damit Überstunden von den Abenden und Wochenenden ausgeglichen werden.

Supermarktangestellte und Pflegekräfte dürfen ähnlich „engagiert“ arbeiten. Die Löhne mögen mal stimmen und mal nicht. Aber die Probleme der Dienstleistungsbranche sollten wir auf politischer Ebene lösen. Die Unternehmen haben zu unterschiedliche Werte und Konkurrenzdenken.

Und ich würde auch gerne in einem Biosupermarkt einkaufen und nicht erst mal eine Stunde dafür busfahren müssen. Aber bitte kein teurer Schickimicki-Laden.

KATJA HÖRTER, Remscheid

Das Problem Korruption

■ betr.: „Keinmal im Jahr drüber reden“, taz vom 27. 5. 13, „Korrupt sind immer die anderen“, taz vom 28. 5. 13

Korruption wird offenbar weder in Regierungskreisen noch in der Ärzteschaft als Problem angesehen. Obwohl Deutschland die UN-Konvention gegen Korruption unterzeichnet hat, hat es die Konvention bis heute nicht ratifiziert. Vor allem der Verschärfung des Straftatbestandes der Abgeordnetenbestechung ist Deutschland bislang nicht nachgekommen.

Weil das Thema Abgeordnetenbestechung dennoch als Problem gesehen wird, vor allem im internationalen Handel, haben nun Dax-Konzerne die Fraktionen aufgefordert, endlich tätig zu werden, damit Deutschlands Ruf im Ausland nicht weiter leidet. Aber auch für die WählerInnen ist der Gedanke an korrupte PolitikerInnen wohl eher ein Grund, der Wahl fernzubleiben.

Und um das Vertrauen der Patienten in die Ärzteschaft nicht zu gefährden, sollte das Bundesgesundheitsministerium auch auf Transparenz bei den ÄrztInnen bestehen, wozu ebenso ein Verhaltenskodex bezüglich der Pharmaindustrie gehört.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Null Promille wäre notwendig

■ betr.: „Erst reihern, dann radeln“, taz vom 24. 5. 13

Eine Senkung der Promillegrenze für Radfahrer ist längst überfällig. Es ist unverständlich, dass die Gefahr von betrunkenen Radfahrern lange Zeit unterschätzt worden ist. Immerhin weiß man seit Jahrzehnten, dass man mit einem Blutalkoholgehalt von 1,6 Promille nicht mehr in der Lage ist, Entfernungen richtig einzuschätzen und so schnell zu reagieren wie ein nüchterner Fahrer. Auch ein Wert von 1,1 Promille ist immer noch viel zu hoch, weil bereits bei diesem Wert die Auffassungsgabe geschwächt ist und Gleichgewichtsstörungen vorliegen.

Damit deutsche Straßen zu einem sicheren Ort werden, ist ein Grenzwert von 0 Promille für Auto- und Radfahrer notwendig.

JULIA ENGELS, Elsdorf