: Reflexion ohne Ende
CONSCIOUS RAP Nach dem erfolgreichen Debüt vor zehn Jahren meldet sich das Duo „Reflection Eternal“ von Rapper Talib Kweli und Produzent Hi-Tek zurück – mit einem Mixtape voller illustrer Gäste
VON ROBERT MATTHIES
Im Grunde macht Talib Kweli nicht wirklich etwas anderes als seine Eltern und sein Bruder. Die lehren an Hochschulen Englisch, Soziologie und Recht. Nur dass Talib – was im Arabischen bezeichnenderweise „Schüler“ oder „Suchender“ meint und ganz hervorragend zur Bedeutung des Nachnamens Kweli, auf Swahili nämlich: „wahr“, passt – sich nicht so sicher war, welchem Auditorium er sein ausgeprägtes Interesse für Sprache und ihre Ausdrucksmöglichkeiten auf welche Weise präsentieren sollte. Also: zunächst Studium des experimentellen Theaters an der New Yorker Uni. Wo er auf Dante Smith aka Mos Def traf und die ersten festen Schritte zur Ikone des afrozentrischen Conscious Rap machte. Statt Hochschulprofessor wurde der 34-Jährige schließlich zum Prototyp des intelligenten, politisch informierten Rappers, der seine sozio-politisch engagierten Texte genauso kompliziert verwebt wie er sie mit eloquentem Flow versieht.
Schon früh hatte Kweli dabei mit dem befreundeten Produzenten Hi-Tek zusammengearbeitet. Vor zehn Jahren veröffentlichten die beiden als „Reflection Eternal“ – ewige Reflexion – ihr Debüt „Train of Thought“: Hi-Tek steuerte dynamische, Neo-Soul-orientierte Hochgeschwindigkeitstracks bei, Kweli rappte wortreich wie kaum ein anderer über Revolution und Liebe, den Zustand des Hip-Hop und der afro-amerikanischen Kultur, die Kritiker feierten die Platte als eines jener raren Alben, das trotz sozialer Feinfühligkeit auch den wüstesten Nachtclub-Rowdys die Fäuste aus den Taschen lockt.
In den folgenden Jahren machten sich die unendlich reflektierenden Freunde als Duo rar. Für dieses Jahr ist nun das zweite Album angekündigt, im April soll „Revolutions Per Minute“ erscheinen. Bis dahin wird Freunden bewussten Sprechgesangs die Wartezeit mit dem „Re:Union Mixtape“ versüßt. Für Furore sorgen auf den G-Unit-Produzenten Statik Selectah zusammengemixten dreißig Stücken nicht zuletzt die zahlreichen illustren Gäste. Mos Def ist genauso dabei wie Erykah Badu, Nas, Kanye West und Busta Rhymes. Vorlesungsbeginn ist 20 Uhr. Ohne akademisches Quart.
■ Di, 15. 2., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66