CHRISTIAN BUSSDER WOCHENENDKRIMI : Frauen, die Revolver lieben
Es ist definitiv das Wochenende der Amokläufer: Karneval und Rodeln auf allen Kanälen, weit und breit kein neuer Wochenendkrimi – wer soll das aushalten? Verspüren Sie das Verlangen, zur Waffe zu greifen, dann tun Sie nichts Unüberlegtes. Schauen Sie lieber am Samstag die Wiederholung des Frankfurt-„Tatorts“ „Waffenschwestern“. Da wird auch aus Frust geballert – aber nach strengen Regeln und sehr diszipliniert.
Kollege Dellwo ist weit weg zur Fortbildung in München, Kommissarin Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) ist alleine umso angreifbarer. Nachdem sie auf eine bewaffnete Drogensüchtige schießen musste, wird sie beurlaubt. Ausgerechnet bei einer eingeschworenen Truppe revolververliebter Frauen (u. a. Nina Kronjäger) findet sie neuen Anschluss. Nachts stellen die „Waffenschwestern“ historische Duelle nach.
Eine der sonderbarsten und radikalsten Folgen des häufig sonderbare und radikale „Tatorte“ produzierenden Hessischen Rundfunks ist „Waffenschwestern“ geworden. Regisseur Florian Schwarz und Autor Michael Proehl haben schon beim bedrohlich guten Beziehungsdrama „Katze im Sack“ zusammengearbeitet, und erst zum Jahreswechsel lief ihr vom HR finanzierter Schuld-und-Sühne-„Tatort“ „Weil sie böse sind“, der völlig zu Recht soeben für den Grimme-Preis nominiert worden ist.
Hier nun setzt das empfindsam junge, aber auch grausam genaue Filmemacherduo ihre angeschlagene Krimiheldin Charlotte Sänger einer Stimmung aus, die zwischen Geborgenheit und Gewalt schwankt. Im Kreise der jungen Waffenweiber findet die sonst in Liebesdingen eher verschlossene Kommissarin sogar einen One-Night-Stand – der sich am nächsten verkaterten Morgen als kiffender WG-Bubi entpuppt. Ein bisschen kommt da doch Karnevalsstimmung auf, nur eben so verquer, wie es sich für einen Frankfurter „Tatort“ gehört. Charlotte Helau!
■ Frankfurt- „Tatort“: „Waffenschwestern“ (Wdh.), Sa., 21.45 Uhr, HR