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Archiv-Artikel

WOHIN IN BREMEN UND BREMERHAVEN?

■ Samstag, 19.30 Uhr

Liebe Dämonen

Die Opernsaison im Lande Bremen neigt sich dem Ende zu – aber nicht bevor am heutigen Samstag noch eine besonders spannende Produktion Premiere im Stadttheater Bremerhaven feiert: „Love and other Demons“ von Peter Eötvös gehört zu den meistgespielten zeitgenössischen Opern, Regie führt Andrej Woron, der in Bremerhaven unter anderem Shostakovitchs „Lady Macbeth von Mzensk“ inszenierte. „Love and other Demons“ erzählt von einer verbotenen Liebe in der tropischen und magischen Welt Kolumbiens und basiert auf dem 1994 erschienenen Roman des Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez.

■ Sonntag, 20 Uhr

Rasende Römerin

Im Bereich der klassischen Musik gibt es viele Sängerinnen, von denen die Plattenindustrie gern extrem kitschige Fotos veröffentlicht. Aber nur bei wenigen ist die Schere zwischen oktroyiertem Image und künstlerischer Substanz so groß wie bei Cecilia Bartoli. Denn die römische Mezzosopranistin ist nicht nur eine überragende vokale Könnerin, sondern auch eine große Kennerin wenig beachteter Komponisten, eine erfolgreiche musikhistorische Forscherin. Bartoli auf dem Rokoko-Sofa, umweht von Seifenblasen – das hat mit ihrer künstlerischen Persönlichkeit so viel zu tun wie Rolf Zuckowski mit gescheiter Kindermusik.

Gut also, dass sich die Bremer selbst immer wieder ein Bild von Cecilia Bartoli machen können: Am Sonntag kommt sie bereits zum neunten Mal in die Glocke, diesmal ist ihr Programm Agostino Steffano gewidmet. Der frühbarocke Komponist wirkte untern anderem in Hannover, ist dort – und andernorts – aber weitgehend vergessen. Bis die Bartoli kam. Die als „Ferrari-Sopran“ ihren musikhistorischen Trouvaillen rasendes Koloratur-Feuer einhaucht.  HB

■ ab Donnerstag, bis 10. Juni

Poetry On The Road

Es ist wieder so weit: Dichter und Dichterinnen aus (fast) aller Welt machen sich auf den Weg nach Bremen, um ihre Werke vorzustellen. Zum Auftakt (auch Prelaunch geheißen) des in diesem Jahr zum 14. Mal stattfindenden Literaturfestivals „Poetry On The Road“ präsentiert Frank Wierke am kommenden Donnerstag in der Zentralbibliothek seinen Dokumentarfilm über den deutsch-finnischen Dichter Manfred Peter Hein (Foto). Im Anschluss an die Vorführung spricht der Bremer Autor und Journalist Michael Augustin mit Regisseur Frank Wierke und Manfred Peter Hein, der höchstselbst aus seinen Gedichten lesen wird.

Parallel dazu gibt es einen weiteren Prelaunch in Bremerhaven, wo im Deutschen Auswandererhaus Hava Pinhas-Cohen aus Israel, Jorge Drexler aus Uruguay und Mary O’Malley aus Irland auf die Band Klezmers Techter treffen.

Am Freitag ab 20 Uhr gibt es dann die offizielle Eröffnung im Kleinen Haus am Goetheplatz, auf der sich unter anderem der Exil-Bremer Bas Böttcher, Eckard Henscheid und Wolf Biermann präsentieren.

■ Donnerstag, 19 Uhr

Larger Than Life

Wohin der Imperativ des Abenteuers führen kann, zeigt exemplarisch eine Stimme in der neuen Produktion des Jungen Bremer Theaters: „Ich bin Neonazi geworden, weil es in Deutschland keine richtigen Abenteuer mehr gibt“, sagt da einer. Das Stück erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Eltern der Kriegsgeneration angehören, die Geschwister sind 68er. Sein Selbstfindungsprozess führt ihn von ganz rechts zur linksextremen PLF in Frankreich. Mirko Borscht inszeniert das mit 35 jugendlichen und erwachsenen Laiendarstellern. Treffpunkt: 18.30 Uhr an der Theaterkasse am Großen Haus oder 19 Uhr, Unterführung am Bhf. Sebaldsbrück.