Es wird wieder in die Hände gespuckt

BER-BETRIEBSAMKEIT

Den neuen Flughafen jetzt scheibchenweise

Es gibt da diese Geschichte von Heinrich Böll. „Es wird etwas geschehen“, heißt die, in der der Autor so hübsche Worte wie „handlungsschwanger“ verstaut hat. Zusammenfassen kann man die Geschichte in wenigen Kernsätzen: „Es muss etwas geschehen“ – „Es wird etwas geschehen“ – „Es ist etwas geschehen“. Zwischen den Zeilen lesen sollte man, dass es bei der von Böll anschaulich beschriebenen Betriebsamkeit nur so scheint, als würde wirklich gearbeitet. Es handelt sich um Literatur, deswegen sind alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und realen Handlungen natürlich rein zufällig.

Außerdem konnte Böll den aktuellen Berliner Flughafenchef doch gar nicht kennen.

Jedenfalls wird in Sachen Hauptstadtflughafen wieder tüchtig in die Hände gespuckt. Und schien es nach den vielen Pannen dort einmal so, als würden die Verantwortlichen am liebsten abtauchen und nur ja das heikle Bauprojekt aus den Schlagzeilen heraushalten, macht das Hartmut Mehdorn seit seiner Ernennung zum neuen Chef genau umgekehrt. Es muss etwas geschehen. Kaum eine Woche vergeht, in der er seinen Flughafen nicht in den Schlagzeilen zu platzieren weiß. Es wird etwas geschehen. Ein „Sprint“-Programm wurde verkündet, die Züge sollen schon mal zum Terminalbahnhof fahren dürfen. Diese Woche verkündete Mehdorn seine Idee, dass, wo doch nun schon so eine hübsche Landebahn gebaut sei, der neue Flughafen gut auch scheibchenweise in Betrieb genommen werden könne. Eine Teileröffnung. Mehdorn verheißt sie bereits für diesen Herbst.

Natürlich wird man selbst am neuen Hauptstadtflughafen irgendwann mal abheben können. Aber schon so bald? Ach, ein paar Sätze von Böll noch. Sie sind einfach gar zu schön: „Auf seinem Gesicht war etwas, wie es auf den Gesichtern der Kinder ist, die sich hartnäckig weigern, ihren Glauben an den Weihnachtsmann aufzugeben, obwohl die Argumente der Spielkameraden so überzeugend klingen.“ Literatur halt. THOMAS MAUCH