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Archiv-Artikel

Land verlieren und Tee trinken

QUEEN Vor 60 Jahren wurde Elizabeth II. zur britischen Königin gekrönt. Seitdem ist ihr Weltreich kleiner geworden

Britische Kolonien, die seit 1953 unabhängig wurden: 1 Suezkanalzone (1956); 2 Sudan (1956); 3 Malaysia (1957); 4 Ghana (1957); 5 Britisch-Somaliland (1960, das heutige Somalia); 6 Nigeria (1960); 7 Südkamerun (1961, heute ein Teil von Kamerun); 8 Seychellen (1976); 9 Zypern (1960); 10 Tanganjika (1961, heute das Festland von Tansania); 11 Sierra Leone (1971); 12 Uganda (1962); 13 Kenia (1963); 14 Sansibar (schloss sich 1964 mit Tanganjika zu Tansania zusammen); 15 Njassaland (1963, das heutige Malawi); 16 Nordrhodesien (1964, das heutige Sambia); 17 Malta (1964); 18 Gambia (1965); 19 Basutoland (1966, das heutige Lesotho); 20 Betschuanaland (1966, das heutige Botswana); 21 Swasiland (1968); 22 Aden (1963, heute ein Teil des Jemen); 23 Fidschi (1970); 24 Bahrain (1971); 25 Südrhodesien (1980, das heutige Simbabwe); 26 Vanuatu (1980); 27 Katar (1971); 28 Hongkong (1997); 29 Kuwait (1961); 30 Oman (1971); 31 Vereinigte Arabische Emirate (1971); 32 Mauritius (1986); 33 Singapur (1965)

British Oversea Territories: Gebiete, die unter der Souveränität Großbritanniens stehen, jedoch kein Teil davon sind und ein eigenes Rechtssystem haben.

Crown Dependencies: Die Kronbesitzungen der Queen sind ihr direkt unterstellt, sie unterstehen nicht dem Vereinigten Königreich und gehören auch nicht zur EU. Bei Steuerflüchtlingen sind sie äußerst beliebt.

Commonwealth Realm: 16 Staaten, in denen Königin Elizabeth II. Staatsoberhaupt ist. Das sind: Antigua und Barbuda, Australien, Bahamas, Barbados, Belize, Kanada, Grenada, Jamaika, Neuseeland, Papua-Neuguinea, Salomonen, St. Kitts and Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Tuvalu und das Vereinigte Königreich. Die Königin wird in diesen Ländern durch einen Generalgouverneur vertreten und wird dort nach dem jeweiligen Land tituliert, in Antigua und Barbuda etwa „Elizabeth the Second, by the Grace of God, Queen of Antigua and Barbuda and of Her other Realms and Territories, Head of the Commonwealth“. Das Commonwealth Realm gehört dem Commonwealth of Nations an, einer Vereinigung von insgesamt 54 Staaten, dem Elizabeth II. vorsteht. Dazu gehören in Mosambik und Ruanda mittlerweile auch Länder, die nie der britischen Krone unterstanden.

Der Buchstabe A steht für die Commonwealth Realms Antigua und Barbuda, Barbados, St. Kitts und Nevis sowie

St. Vincent und die Grenadinen. Illustration: Bianca Schaalburg

Das britische Empire ist Geschichte – und auch wieder nicht. Als Queen Elizabeth II. 1953 zur Königin gekrönt wurde, herrschte sie über ein Weltreich. 60 Jahre später ist sie Staatsoberhaupt in sechzehn souveränen Staaten, mehr als sonst jemand auf der Welt: Das „Commonwealth Realm“, 18,8 Millionen Quadratkilometer, 137 Millionen Einwohner.

In der Praxis bedeutet das wenig. Bei der Entkolonisierung war noch die Regel, dass die oberste Gerichtsbarkeit Großbritanniens auch die der ehemaligen Kolonien bleibt. Das ist inzwischen die Ausnahme.

Emotional ist das Empire natürlich noch da. Zum Commonwealth gehören inzwischen auch Länder, die nie britische Kolonien waren. Die USA, Deutschland und andere Nationen ohne vorzeigbare eigene Traditionen interessieren sich viel mehr für unwichtige Mitglieder der englischen Königsfamilie als die Briten. Wenn die Herzogin von Cornwall – Pardon: Kate – in Kürze ihr Kind bekommt, wird das in Deutschland das größte Medienereignis seit dem Bayern-Sieg in Wembley. In Großbritannien natürlich auch.

Die diskrete britische Art, die niemandem etwas aufzwingt, aber jeden Beteiligten adelt

Darin steckt Kontinuität, in der diskreten britischen Art, die niemandem etwas aufzwingt, aber jeden Beteiligten adelt. Als die junge Elizabeth 1952 erfuhr, dass ihr Vater tot war und sie damit Königin, befand sie sich in Kenia. Als ihr Enkel Prinz William Kate den Heiratsantrag machte, tat er das ebenfalls in Kenia. 1952 war Kenia Teil des Empire. Heute ist Kenias Staatschef vor dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagt. DOMINIC JOHNSON