„Zu früh gegangen“ – Stimmen zum Tod von Johannes Rau

Vierzig Jahre war er Mitglied des Landtags, 28 Jahre der Landesregierung und 19 Jahre lang Regierungschef im bevölkerungsreichsten Bundesland: „Das Wichtigste waren die Menschen, die Namen und Adressen haben, aber keine Schlagzeilen füllen“, bilanzierte Johannes Rau bei seinem Abschied aus Nordrhein-Westfalen im Mai 1998 (Foto). Gestern starb der Sozialdemokrat im Alter von 75 Jahren im Kreise seiner Familie. Er sei „ein großer Ministerpräsident“ gewesen, „dem das Land und seine Menschen viel zu verdanken haben“, würdigte ihn der heutige Amtsinhaber Jürgen Rüttgers (CDU). Der SPD-Landesvorsitzende Jochen Dieckmann bezeichnete Rau als „eine außergewöhnliche Persönlichkeit“. FDP-Landeschef Andreas Pinkwart und WDR-Intendant Fritz Pleitgen hoben wortgleich hervor, der Verstorbene habe „wie kein anderer Politiker“ das Land „geprägt“. Der grüne Vize-Landtagspräsident Michael Vesper sprach von einem „väterlichen Freund und guten Menschen“. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, hob hervor, er kenne Rau bereits aus dessen Zeit als Wuppertaler Oberbürgermeister vor 36 Jahren und sei „sehr stolz darauf, dass er mich als seinen Freund bezeichnet hat“. Mit ihm verliere „die jüdische Gemeinschaft in Deutschland und der Staat Israel einen engen, verlässlichen Freund“. Er habe „bereits seit längerem befürchtet, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt“, sagte der frühere Landesinnenminister Herbert Schnoor, der Rau seit 1964 kannte. Trotzdem habe ihn der Tod des Freundes, für den er zu dessen Zeit als NRW-Wissenschaftsminister als Staatssekretär arbeitete, „doch sehr überrascht, getroffen und verletzt“, sagte Schnoor zur taz: „Johannes Rau ist zu früh gegangen.“ P. BEUCKER