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Archiv-Artikel

DGB will irgendwie kämpfen

DGB-Landeschef Dieter Scholz kürt Berlin zur „Hauptstadt unsicherer Beschäftigungsverhältnisse“. Jetzt will der Gewerkschaftsbund vor allem gegen die weitere Zunahme prekärer Jobs vorgehen

VON MARTIN REISCHKE

Normale Arbeitsverhältnisse sind in der Hauptstadt alles andere als normal. Und deshalb möchte der DGB Berlin-Brandenburg jetzt vor allem die Zunahme der prekären Jobs verhindern. So verlangte es gestern der DGB-Landeschef Dieter Scholz, der auf der Bezirkskonferenz seiner Organisation mit großer Mehrheit wieder gewählt wurde.

In den vergangenen zehn Jahren gingen in Berlin rund 240.000 sozialversicherungspflichtige Stellen verloren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des DGB-Verbandes Berlin-Brandenburg. „Berlin gilt inzwischen als Hauptstadt unsicherer Beschäftigungsverhältnisse“, so Dieter Scholz gestern auf der Konferenz des Gewerkschaftsbundes. Nur noch 40 Prozent aller Berliner Beschäftigten hätten ein Normalarbeitsverhältnis. Darunter versteht man eine unbefristete Vollzeitstelle mit der gängigen sozialen Absicherung.

In Zukunft wolle sich die Gewerkschaft noch mehr als bisher um die „Bekämpfung ungeschützter, unsicherer Arbeit“ kümmern. Wie dieser Kampf konkret aussehen soll, wissen allerdings auch die Gewerkschafter noch nicht. Zumindest wollen sie versuchen, auch Menschen in unsicheren Arbeitsverhältnissen verstärkt für die Gewerkschaften zu werben.

„Ich finde es sehr gut, wenn der DGB das Thema prekärer Arbeitsverhältnisse aufgreift“, sagte gestern die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Lisa Paus. „Aber der Einsicht müssen auch Taten folgen.“ In der Vergangenheit habe sich der Berliner DGB viel zu wenig mit dem Thema beschäftigt, kritisiert die Grünen-Politikerin.

Den Anstieg der Zahl unsicherer Beschäftigungsverhältnisse will der DGB nicht hinnehmen. „Wir müssen diesen Trend stoppen“, sagte DGB-Sprecher Dieter Pienkny. Doch selbst eingefleischte Gewerkschafter sind skeptisch, ob dieses Ziel überhaupt noch erreicht werden kann. „Wir sind in einer Umbruchphase vom festen Arbeitsplatz zum Arbeitsverhältnis ohne Tarifvertrag. Da gibt es keine Umkehr mehr“, musste Andreas Splanemann, Ver.di-Sprecher für Berlin und Brandenburg, erst kürzlich eingestehen.