REINHARD WOLFF ÜBER ISLANDS ABSURDES FESTHALTEN AM WALFANG : Ein sinnloses Schlachten
Die Empörung von Walschützern ist verständlich. Island jagt also die bedrohten Finnwale hauptsächlich, damit daraus Hundefutter produziert oder die Neugier von Touristen gestillt werden kann, die meinen, sich diesen exotischen Genuss einmal „gönnen“ zu sollen.
Es gibt keine ökonomische Begründung für den Walfang. Zwar wurden die aufgestockten Fangquoten vor fünf Jahren, als das Land am Rande des Staatsbankrotts stand, als eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme verkauft. Tatsächlich boomt der isländische Fischfang aber seit Jahren derart, dass sich der Walfang nicht einmal als zusätzliche Nebenbeschäftigung lohnt. Nur eine Firma betreibt Finnwalfang und deren Eigentümer Loftsson ist Walschützern ein rotes Tuch. Er gilt nämlich als „Überzeugungstäter“ und betont gern, dass er die „Walfangkultur“ am Leben erhalten will.
Es ist den traditionell engen Verbindungen zwischen Politik und Fischwirtschaft geschuldet, dass die Regierung in Reykjavík sich als weltweit einzige offen dem Fangmoratorium auf Finnwale widersetzt, obwohl diese Jagd wegen der negativen Folgen für den Tourismus vermutlich unter dem Strich ein volkswirtschaftliches Minusgeschäft ist. „Whalewatching“ mit dem Bewusstsein, dass gleichzeitig einige Kilometer entfernt ein harpunierter Wal in seinem Blut schwimmt und einen langen Todeskampf erleidet, ist nicht unbedingt ein erfolgreiches Konzept.
Die Tourismuswirtschaft kämpft deshalb dagegen, dass Islands Walfang zum „ewigen“ Kulturerbe gehören soll. Bislang war Reykjavík auf diesem Ohr taub. Im Herbst wird über künftige Fangquoten entschieden. Es nutzt sicher, Islands Regierung über alle zur Verfügung stehenden Kanäle wissen zu lassen, welchen Imageschaden das Land mit einer Verlängerung dieses sinnlosen Schlachtens riskiert.
Wirtschaft + Umwelt SEITE 9