: Falsche Lehrergutachten
betr.: „Im Zweifel wird‘s ein Gymnasiast“, taz nrw vom 24. 1. 06
Sie berichten genüsslich, dass Lehrergutachten in der Vergangenheit oft eine schlechte Prognose waren. Das ist wohl wahr. Zielrichtung Ihrer Kommentare zu diesem Thema ist es, die Ansinnen der einschlägigen Ministerien zu verunglimpfen, die Entscheidung über die Schullaufbahn in die Hände der Lehrer alleine zu legen. Sie übersehen dabei folgenden Zusammenhang: das bisherige Elternrecht hat oft dazu geführt, dass LehrerInnen „Gefälligkeitsgutachten“ abgegeben haben, weil sie wussten, dass im Zweifelsfall ohnehin der Elternwille obsiegt.
Die neue Regelung wird deswegen (bei aller Fehlerhaftigkeit menschlicher Entscheidungen) zu mehr Wert der Gutachten führen als bisher. Dass soziale Unterschiede bisher dazu führten, dass mehr Kinder aus den besitzenden Schichten ein Gutachten für die weiterführenden Schulen erhielten als andere, passt in das von mir skizzierte Bild im übrigen sehr gut hinein: diese Schichten haben eben das größere Durchsetzungsvermögen – und die größere Not, wenn Ihr Kind zunächst kein „weiterführendes“ Gutachten erhält.
BRUNO TUSCHERER, Köln