piwik no script img

Archiv-Artikel

Heute keine Fischstäbchen

STREIK MitarbeiterInnen der Iglo-Tochter Frozen Fish in Bremerhaven fordern 6,5 Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber hatten sie im Mai mit dem Angebot einer einprozentigen Lohnerhöhung eiskalt abserviert

Von BES
Die Schließung des Lysell-Fischkonservenwerks in Cuxhaven kostet im Nordwesten 109 Arbeitsplätze

Die Fischstäbchenproduktion lag gestern kurzfristig auf Eis: Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) hatte zum Warnstreik bei der Bremerhavener Iglo-Tochter „Frozen Fish“ aufgerufen, um ihre Forderung nach 6,5 Prozent mehr Lohn für Beschäftigte und Auszubildende im Tarifgebiet Nordwest zu unterstreichen. Das betrifft in erster Linie die großen Seafood-Werke von Bremerhaven und Cuxhaven: Rund 1.400 Beschäftigte hat die Branche dort zur Zeit.

In einer ersten Verhandlungsrunde Ende Mai hatte die Arbeitgeberseite die schroff abgebügelt: Ein Prozent, das war das Angebot gewesen – und hatte umgehend zum Abbruch der Verhandlungen geführt. Am Freitag beginnt die zweite Runde, und der Ausstand von mehr als der Hälfte der 750 Frozen Fish-Beschäftigten ist da ein Zeichen von Entschlossenheit: Quer durch den Fischereihafen führte der Demo-Zug. Auf die Stimmung schlug den GewerkschafterInnen dabei allerdings auch die am Montag bekannt gegebene Schließung des traditionsreichen Lysell-Fischkonservenwerks in Cuxhaven: Die Verlagerung der Produktion nach Rügen und Saßnitz in Mecklenburg-Vorpommern bedeutet einen Verlust von 109 Arbeitsplätzen im Nordwesten.

Die Angst davor, den Job zu verlieren, steigert die Streikbereitschaft eher nicht. Man sei auf „schwierige Verhandlungen“ eingestellt, so NGG-Sekretär Wechselbaum. Die Beschäftigten dürften „nicht von der Entgeltentwicklung abgekoppelt werden“, auch wenn die Fischindustrie trotz steigender Umsätze und vor allem höherer Gewinne anerkanntermaßen kein sorgenfreier Bereich ist: Der Kostendruck gilt als extrem.

Der Versuch, ihm durch eine Hochqualitäts-Strategie zu entkommen, hat bei Frosta zuletzt die Gewinne einbrechen lassen. Und nachdem der Versuch des britischen Finanzinvestors Permira, die 2006 erworbene Iglo-Gruppe gewinnbringend zu verticken, im vergangenen Herbst gescheitert war – angeblich lag das Angebot von Blackstone und BC Partner mit 2,5 Milliarden Euro um 300 Millionen Euro zu niedrig – hat der zwar angekündigt, das Unternehmen bis 2017 halten zu wollen.

Allerdings flossen die durch eine Refinanzierung ermöglichten Einsparungen nicht in die Fischstäbchenoptimierung. Sie dienten stattdessen dazu, die Dividende des Private-Equity-Unternehmens zu erhöhen – sprich: Die Anleger zu besänftigen, dass sie weiterhin Tiefkühlkost im Portfolio haben.  BES