: „Die Mongolei wird Ökomusterland“
UN Programmchef Steiner erklärt, warum das Land Gastgeber des heutigen Weltumwelttags ist
■ Der 52-jährige Ökonom ist Chef des UN-Umweltprogramms (Unep) in Nairobi. Der Untergeneralsekretär ist der ranghöchste Deutsche bei den Vereinten Nationen.
taz: Herr Steiner, die mongolische Hauptstadt Ulan Bator gehört zu den Städten mit der weltweit höchsten Luftverschmutzung. Warum haben Sie ausgerechnet die Mongolei für den weltweiten Umwelttag ausgewählt?
Achim Steiner: Wenn sich ein ganzes Land komplett einer grünen und nachhaltigen Strategie verschreibt, dann müssen wir es ermutigen. Dieser Weg wird nicht ohne Rückschläge verlaufen. Aber alles, was ich bislang gesehen habe, bestätigt: Das Land ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie eine politische Führung imstande ist, einen ökologischen Weg einzuschlagen.
Was genau macht die Mongolei?
Eine Gruppe von technisch und international sehr erfahrenen Politikern will dem Land zu einer ökologischen Wirtschaft verhelfen. Eine ökologische Steuerreform ist in Vorbereitung, bei der Vergabe von neuen Bergwerk-Lizenzen steht der Umweltschutz im Vordergrund. Technologien, die für die nachhaltige Entwicklung dieses Landes von Vorteil sind, werden begünstigt. Vor allem setzt die mongolische Führung auf erneuerbare Energien.
Derzeit boomt das Land vor allem aufgrund des verstärkten Abbaus seiner Rohstoffe. Gold, Kupfer, Kohle – alles Branchen, die der Umwelt schaden.
Die Mongolei ist ein armes Land, das in seiner wirtschaftlichen Entwicklung am Anfang steht. Und der Rohstoffreichtum ist ein Segen. Was so bemerkenswert ist: In einem frühen Entwicklungsstadium versucht das Land, die Ausbeutung seiner Rohstoffe und die weitere Wirtschaftsentwicklung dennoch ökologisch voranzutreiben. Gold wird heute in vielen Ländern unter Einsatz von hochschädlichem Quecksilber geschürft. Und auch in der Mongolei sind Flüsse deswegen vergiftet. Die Regierung hier verbietet dieses Goldschürfen nicht, vergibt aber nur dann Lizenzen, wenn die Schürfer auf den Einsatz von Quecksilber verzichten.
Hauptenergieträger ist Kohle, die für die extreme Luftverschmutzung und den enormen Ausstoß des Treibhausgases CO 2 sorgt. Sagten Sie nicht, die Mongolei wolle auf CO 2 -freie Energieformen setzen?
Bis das so weit ist, kann man in einem Land mit bis zu minus 40 Grad im Winter den Leuten nicht das Heizen verbieten. Hält die Regierung aber an dem nun zugesagten Kurs fest, hat die Mongolei das Potenzial, innerhalb von 20 Jahren zum Ökomusterland mit der niedrigsten Pro-Kopf-Emission von CO2 zu werden. Das hängt aber nicht nur von nationalen Entscheidungen ab, sondern auch von der Weltklimapolitik und dem Weltmarkt für Energie. INTERVIEW: FELIX LEE