Der Blick übers Meer

PROVINZ Das Filmfest Emden – Norderney zeigt neben den traditionell gut vertretenen Filmen von Briten und Iren dieses Jahr auch norwegische Filme

Es ist ein bodenständiges Festival, und es ist in erster Linie für das einheimische Publikum konzipiert. Zugereiste mögen darüber die Nase rümpfen, dass hier neue britische Filme wie die Sozialkomödie „Papadopoulos & Söhne“ in der synchronisierten Fassung gezeigt werden. Aber die alteingesessenen Emder und Norderneyer Filmfestbesucher tun sich schwer mit Untertiteln, und so wird beim Filmfest Emden – Norderney immer die deutsche Fassung bevorzugt, sofern es sie schon gibt.

Das Filmfest Emden – Norderney ist nicht nur geografisch so nah an den britischen Inseln gelegen wie kein anderes deutsches Filmfestival, es pflegt auch schon lange einen engen Kontakt zu den englischen, schottischen und irischen Filmemachern. In diesem Jahr sind fünf Spielfilme aus dem angelsächsischen Raum zu sehen. Außerdem gibt es die Dokumentation „The Spirit of ’45“, in der Ken Loach einen nostalgischen Blick auf die britische Arbeiterbewegung der Nachkriegszeit wirft.

Deutlich aktueller ist der Eröffnungsfilm „The Domino Effect“ von Paula van der Oest, in dem erzählt wird, wie sich Geschehnisse global immer schneller und dramatischer bedingen. So werden Finanzmanöver in London, ein Resozialisierungsprojekt für Straffällige in Rotterdam und der Überlebenskampf zweier Kinder in Südafrika dramaturgisch schlüssig miteinander verbunden.

Solche Filme mit sozialkritischen Themen werden in Emden gerne mit dem vom Publikum vergebenen Bernhard Wicki Preis belohnt. Ebenfalls ein Kandidat dafür ist die irisch-britische Koproduktion „Good Vibrations“ von Lisa Barros d’Sa und Glenn Leyburn, in der die Geschichte des Begründers der nordirischen Punkbewegung Teri Hooley erzählt wird.

Seit einigen Jahren wird die „Nordseeverbindung“ des Filmfestes zunehmend durch Filme aus Norwegen erweitert – wohl auch, weil das Festival mit dem norwegischen Erdgaskonzern Gassco einen potenten Sponsoren bekommen hat. Im Programm ist diesmal „The Deep“ von Baltasar Kormákur: Der Film erzählt, wie ein Fischer nach dem Kentern seines Bootes an die Küste zurückschwimmt und wie das wirkliche Trauma für ihn darin besteht, dass Journalisten mit ihren Fragen ihn immer wieder dazu zwingen, diese Stunden neu zu durchleben.

„Fuck up“ ist eine von den Komödien mit skurrilen Figuren, für die das norwegische Kino seit „Elling“ bekannt geworden ist. Hierin gibt es einen Zusammenstoß zwischen einem Drogenschmuggler und einem Elch – das klingt doch vielversprechend.  WILFRIED HIPPEN

Internationales Filmfest Emden –Norderney: 5. bis 12. Juni