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Archiv-Artikel

Der Hund bringt die kleinen Kinder

Seit Sonntag feiern die Chinesen und Vietnamesen in Berlin Neujahr und den Beginn des Jahrs des Hundes. Da Kindern, die in diesem Jahr geboren werden, besonders positive Eigenschaften nachgesagt werden, steht der asiatischen Community ein Babyboom bevor

Seit Sonntag feiern die rund 5.500 Chinesen und 10.000 Vietnamesen in Berlin den Beginn des Jahrs des Hundes. Das Neujahrsfest, das sich über insgesamt vier Tage erstreckt, ist für Asiaten aus beiden Staaten die wichtigste Feier des Jahres. Es wird hauptsächlich in der Familie begangen. Vor allem die Kinder werden reich beschenkt. Chinesen treffen sich auch gern zu Festessen mit Karaoke. Zudem veranstalten die Auslandsvertretungen und viele Vereine gemeinsame Feiern und laden zu Begegnungen ein.

„In vielen Chinarestaurants werden rechtzeitig vor dem Neujahrsfest Küche und Herd gründlich geputzt, oft sogar neu renoviert oder dekoriert“, erzählt Dagmar Yü-Dembski von der Gesellschaft für deutsch-chinesische Freundschaft. Der Grund: Entsprechend der vorbuddhistischen Mythologie steigt zu Neujahr der Küchengott in den Himmel und berichtet dort über seine Bewohner. Die wollen vor den Himmelsgöttern als reinlich und ordentlich erscheinen.

„In fast jedem Chinarestaurant, aber auch in den Wohnungen von traditionell eingestellten Familien steht ein Küchen- oder Hausaltar“, berichtet Yü-Dembski. Zum Neujahrsfest würden dort Früchte und Räucherstäbchen geopfert. In vietnamesischen Familien darf am Neujahrsfest ein Huhn mit Kopf und Krallen auf keinem Hausaltar fehlen.

Das Huhn wird dort den Ahnen geopfert und anschließend von den Lebenden als Festbraten verspeist. Aus den Krallen liest man, wie das neue Jahr wird – der Brauch ist also ein ähnlicher Spaß wie bei vielen Deutschen das Bleigießen zu Silvester. Da haben vietnamesische Berliner ihren Verwandten in Vietnam in diesem Jahr etwas voraus: Wegen der teilweise grassierenden Vogelgrippe fehlen dort zumeist die Hühner und werden – genauso wie in China – durch Früchte ersetzt.

Nicht nur Peking und Hanoi, sondern auch vielen asiatischen Berlinern wird das neue Jahr einen regelrechten Babyboom bescheren: Der Grund: Das just zu Ende gegangene Jahr des Hahnes galt als ausgesprochenes Unglücksjahr. Wer seinen Familienzuwachs plant, der hatte eine Geburt im vergangenen Jahr um jeden Preis vermieden. Somit haben viele Chinesinnen ihren Kinderwunsch aufgespart – und sind dafür jetzt schwanger. Den Kindern, die in einem Jahr des Hundes geboren werden, sagt man vor allem positive Eigenschaften nach: Dazu gehören Treue sowie ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn und Ehrlichkeit.

Chinesische Berliner verteilen sich mittlerweile über die gesamte Stadt. „Charlottenburg ist sicher ein traditioneller Wohnort“, berichtet Dagmar Yü-Dembski. „Hier gibt es die meisten chinesischen Läden und Restaurants.“ Aber weil die Mietpreise im Ostteil immer noch günstiger seien, hätten sich auch rund um den Boxhagener Platz im Friedrichshain und in Lichtenberg Chinesen angesiedelt und dort eine entsprechende Infrastruktur gebildet.

Mehr Geschäftsleute

Neben den Betreibern von chinesischen Restaurants, Läden und Imbissständen leben viele Studenten und Akademiker aus dem Reich der Mitte in Berlin. Sie hoffen, nach einem Studium oder einem Wissenschaftsaustausch mit Berlin eine akademische Karriere starten zu können. „Hinzu kommen in letzter Zeit die Geschäftsleute von chinesischen Firmen, die Billigprodukte made in China in Berlin vertreiben.“

Marina Mai