: Arisierung in Köln
Akten der Kölner Finanzämter zeigen, wer alles an der Ermordung der Juden im „3. Reich“ verdient hat
Die bräunlichen Papierdokumente sind unscheinbar – doch sie stehen für das Schicksal von Millionen enteigneter und ermordeter Juden. „Es ist noch immer ein Tabu-Thema in Deutschland, dass große Teile der Bevölkerung von der Ermordung der Juden profitiert haben“, sagt der Düsseldorfer Politikwissenschaftler Wolfgang Dreßen. Seine Ausstellung „Arisierung in Köln – Deutsche verwerten ihre jüdischen Nachbarn“ soll Aufklärungsarbeit leisten. Sie zeigt rund 170 Kopien von Akten der Kölner Finanzämter.
Insgesamt gingen die Einnahmen aus dem Verkauf des jüdischen Eigentums in die Millionenhöhe. Im August 1946 errechnete der Düsseldorfer Oberfinanzpräsident für seinen Bezirk einen Gesamtbetrag von mehr als 117 Millionen Reichsmark, sagt Dreßen. Die Dokumente zeigten auch, dass neben Betrieben und Geschäften auch Hausrat der Juden bis hin zu Kartoffeln und Wäscheklammern verkauft oder versteigert wurde.
Fast alle Bevölkerungsgruppen haben nach seinen Erkenntnissen von den Enteignungen profitiert, während die Juden in Konzentrationslagern ermordet wurden. „Bei den Versteigerungen wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Güter aus jüdischem Besitz stammen“, betont Dreßen. „Alle gingen davon aus, dass die ehemaligen Besitzer nicht wiederkommen.“ DPA
Bis 22. Februar 2006VHS-Studienhaus am Neumarkt