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Archiv-Artikel

Comiceigene Sprache

VORTRAG Comics haben eine ganz eigene parodistische Ästhetik, hat der Künstler Ole Frahm herausgefunden

Von MATT

Ob Comics nun Kunst, Literatur oder einfach Trash sind, sind müßige Fragen. Beschreiben lässt sich ihre Geschichte aber als Geschichte parodistischer Aneignungen, die rassistische, sexistische oder klassenbedingte Stereotypien zugleich reproduziert und reflektiert. Beispiel Mickey Mouse: Die eignet sich mit dem „Blackface“ jene rassistische Geste aus den Minstrel-Shows des 19. Jahrhunderts an, mit der weiße Unterhaltungskünstler „schwarze Narren“ dargestellt, also sich „schwarze Kultur“ angeeignet haben. In Sex-Comics der 1930er Jahre wird die saubere Maus dann selbst zur beischlafenden Parodie, heute verwendet Art Spiegelman Maus-Gesichter in seinem Comic „Maus – Die Geschichte eines Überlebenden“, in dem er im Stil von Undergroundcomics die Geschichte seines Vaters, eines Auschwitzüberlebenden erzählt.

Der Künstler und Theoretiker Ole Frahm (u. a. Ligna) veröffentlicht seine Forschungsergebnisse über die formalen Politiken des Comics demnächst in seinem Buch „Die Sprache des Comics“ (Philo Fine Arts, 320 S., 22 Euro). Heute Abend spricht er in seinem Vortrag „Maskierung, Verdoppelung, Spaltung, Enthauptung, Zerstückelung“ mit viel Lichtbildmaterial über formale Politiken von Independent-Comics. MATT

■ Do, 18. 2., 19 Uhr, Kunstverein, Klosterwall 23