: Ethik für alle
Senat stimmt dem Gesetzentwurf über ein Pflichtfach Ethik zu. Evangelische Kirche erneuert ihre Kritik
Gestern hat der Senat dem Gesetzentwurf von Bildungssenator Klaus Böger (SPD) über die Einführung eines Pflichtfaches Ethik zugestimmt. Vom Beginn des kommenden Schuljahres 2006/07 an soll der Werteunterricht ordentliches Schulfach für alle Schülerinnen und Schüler ab der 7. bis zur 10. Klasse werden. Mit der Fortbildung der dafür benötigten 300 Lehrkräfte soll noch in diesem Monat begonnen werden.
Kritik kommt erneut von der Evangelischen Kirche. Wie FDP und CDU hatten die Kirchen gefordert, den bekenntnisneutralen Werteunterricht als Wahlpflichtfach mit der Alternative eines bekennenden Religionsunterrichtes einzuführen.
Mit Ethik als Pflichtfach soll dagegen die bisherige Regelung beibehalten werden, nach der Religion als freiwilliger und nicht benoteter Unterricht von den Glaubensgemeinschaften selbst erteilt wird. Aus Protest gegen die Einführung von Ethik als Pflichtfach hatten sich die Kirchen nicht an der Entwicklung des Rahmenplans für das Wertefach beteiligt.
Gedämpfter klingt die Kritik aus den eigenen Reihen: Im „Forum Wertefach“ hatten Bildungsexperten und -politiker der Grünen, aber auch von SPD und PDS vor allem den Rahmenplanentwurf des Schulsenators kritisiert. Zu philosophisch und zu wenig am multikulturellen Alltag Berliner Schüler sei der orientiert. Man habe „sehr angenehme Gespräche“ mit Mitgliedern der Rahmenplankommission geführt, sagt nun Felicitas Tesch, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. In den Anhörungen des Abgeordnetenhauses bestünde außerdem die Möglichkeit, weiteren Einfluss auf die Ausgestaltung des Unterrichts zu nehmen.
Ab Mitte des Monats soll der Gesetzentwurf im Abgeordnetenhaus beraten werden. Schulsenator Böger hofft auf eine positive Entscheidung des Parlaments noch im März. An „gravierende Verhaltensänderungen“ Jugendlicher durch das zweistündige Wertefach glaubt der Schulsenator dagegen nicht. „So naiv bin ich nicht mehr“, sagte er gestern auf der Senatspressekonferenz. Alke Wierth