kurzkritik : Kammermusiker stablos schön
Dass die trefflichen MusikerInnen der Deutschen Kammerphilharmonie bestens ohne Dirigent spielen können, haben sie öfters mal bewiesen. Nicht umsonst erteilen sie ja auch neugierigen Managern Unterricht über erfolgreiche Teamarbeit. Nicht ganz darunter fällt allerdings das letzte Konzert, das der Konzertmeister Florian Donderer vom Pult aus leitete. Denn hinter den Wiedergaben von Richard Wagners Siegfried-Idyll, Mozarts Klavierkonzert KV 488 und Joseph Haydns Sinfonie Nr. 103 stehen kräftige interpretatorische Entscheidungen, die schon auf so etwas wie Leitung hinweisen. Anders gesagt: Florian Donderer und dem Orchester ist mit diesem Konzert ein grandioser Leistungsnachweis gelungen. Haydns Sinfonie ist ein Werk – wie andere Stücke dieses Komponisten auch – so vieler formaler und instrumentaler Überraschungen, dass man noch heute aus dem Staunen kaum rauskommt. Genau das betonte Donderer extrem und mit vielen mutigen Facetten, die den MusikerInnen nahezu die Möglichkeit wirbelnder Instrumentalsoli gab.
Ganz anders Wagner anlässlich der Geburt seines Sohnes Siegfried geschriebenes „Idyll“: warme, stets weiter gebärende Klangfarben von bestrickender Homogenität, „heiter und tief wie ein Nachmittag im Oktober“, wie Friedrich Nietzsche meinte. Der Schlag fürs Publikum und natürlich fürs Orchester, dass Hélène Grimaud absagen musste, konnte durch das Engagement des jungen Österreichers Till Fellner bestens verkraftet werden. Klares und feines Mozartspiel ist sein Markenzeichen, und wieder einmal konnte man in dieser ungemein poetischen und spritzigen Wiedergabe feststellen: vom Geheimnis dieses Komponisten kann man nie genug kriegen, auch und erst recht nicht im Mozart-Jahr. Ute Schalz-Laurenze