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Archiv-Artikel

Weniger Atomstrom erzeugt

ELEKTRIZITÄT Globale Produktion war 2012 auf dem tiefsten Stand seit 14 Jahren. Deutschland trotz Ausstiegsbeschluss noch immer auf dem sechsten Platz

FREIBURG taz | Noch hat der Atomausstieg kaum Spuren hinterlassen: Deutschland stand 2012 noch immer auf Platz 6, was die weltweite Stromerzeugung mittels Kernspaltung angeht. Das geht aus Zahlen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) hervor. Danach haben im vergangenen Jahr nur die USA, Frankreich, Russland, Südkorea und China mehr Atomstrom erzeugt als Deutschland. So liegt die Bundesrepublik immer noch vor Ländern wie Kanada, der Ukraine oder auch Großbritannien.

Deutschlands Reaktoren erzeugten vergangenes Jahr 99,5 Milliarden Kilowattstunden Strom. Abzüglich des Eigenverbrauchs der Anlagen blieb eine Nettostromerzeugung von 94,1 Milliarden Kilowattstunden. An der Spitze stehen die USA mit 769 Milliarden, gefolgt von Frankreich mit 405 Milliarden Kilowattstunden.

Weltweit sank die Stromerzeugung der Atommeiler im Jahr 2012 um rund 7 Prozent und erreichte mit 2.346 Milliarden Kilowattstunden den niedrigsten Wert seit 14 Jahren. Der Rückgang um 171 Milliarden Kilowattstunden ist nicht allein durch die Abschaltungen in Deutschland und Japan nach der Fukushima-Katastrophe bedingt; auch die beiden größten Atomstromerzeuger USA und Frankreich produzierten im Jahr 2012 etwa 20 beziehungsweise 16 Milliarden Kilowattstunden weniger als 2011. Immer schwieriger wird es daher inzwischen für die Atomlobby, ihre Aussagen von einer weltweiten Renaissance der Atomkraft aufrechtzuerhalten.

Da Deutschland nach wie vor der zweitgrößte Atomstromerzeuger in der EU ist, greifen einige Parteien in ihrem Programm zur Bundestagswahl das Thema Atompolitik auf. Die Linke etwa will den Ausstieg aus der Atomwirtschaft „unumkehrbar machen und ihn im Grundgesetz festgeschrieben sehen. Die Grünen erklären, der Ausstieg sei erst dann wirklich vollzogen, „wenn alle Anlagen des Kernbrennstoffkreislaufs wie die Urananreicherungsanlage Gronau und die Brennelementeproduktion Lingen geschlossen sind“. Die SPD fordert, den Export von Atomtechnik nicht länger zu unterstützen. BERNWARD JANZING