HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER
: Ein Wiedersehen

Der kleine schwarze Hund ist in Begleitung einer unbekannten Frau und weigert sich, mit ihr nach Hause zu gehen

Ist das der kleine schwarze Hund von Fiete, dem bremisch-stämmigen Seemann, dessen ostpreußische Frau vor ein paar Monaten nach 40-jähriger Tätigkeit in einer Kantine verrentet wurde und prompt starb? Ist das der kleine schwarze Hund, der die letzten paar Monate lang – meist zitternd – in Begleitung des Seemanns vor Supermärkten oder auf Bänken auf dem Großneumarkt anzufinden war, während sein Herrchen an einer zigarrenartigen, billig riechenden Zigarette paffte? Der kleine schwarze Hund, der die letzten neun Jahre lang auf verschiedenen Sofagarnituren zu sitzen gewohnt war, und dessen Herrchen von Frauchen gesagt bekam, wie lange die beiden außerhäusig sein dürften, und ob Herrchen bei der Heimkehr eine Fahne haben durfte oder nicht?

Der kleine schwarze Hund ist in Begleitung einer Frau, die ich noch nie gesehen habe und weigert sich mit ihr nach Hause zu gehen, weil er meinen Hund begrüßen will. Also ist es Mäxchen. Ich streichele ihn, und er sonnt sich in meiner Aufmerksamkeit. „Wo ist Fiete?“ frage ich. „Mit Magenbluten im Krankenhaus“, sagt die Frau. „Kein Wunder, wenn er nischt mehr isst und immer nur säuft.“

„Er übertreibt das auch“, fügt die unbekannte Frau hinzu, auf Fietes Trauer um seine Uschi angesprochen. Sie ruft das Mäxchen entschieden zurück, der sich inzwischen bereits auf den Nachhauseweg zu Fietes Wohnung gemacht hat. „Ja da guckste, was, Mäxchen?“ sagt sie zum Hund, der sich nun schnell zu ihr gesellt, schwarze Silhouette gegen den dreckigen Schnee.