Hornissen im Arsch

GARAGEN-ROCK Ohne Ruhe und Gelassenheit: „The Ettes“ wandeln auf den Spuren von „MC5“, den „Stooges“ und anderen Trash-Heroen. Neben Fuzz hat das Quartett heute im Knust aber auch den „Blondie“-Touch zu bieten

Das Motto „Fuzz as Fuzz can“ ist in schönster Regelmäßigkeit Programm

VON KNUT HENKEL

„Do you want power“ heißt das aktuelle Album von „The Ettes“ – und Power scheint das Quartett aus Tennessee reichlich zu haben. Nach rekordverdächtigen fünf Tagen waren sie im Studio fertig und packten wieder ihre Sachen. „What’s next“, scheint das Motto der umtriebigen vier aus der amerikanischen Country-Metropole Nashville zu sein. Wenn nämlich nicht gerade eine Studio-Session ansteht, sind „The Ettes“ höchstwahrscheinlich auf Tour. Das Ziel ist offenbar, Fabel-Rekorde von 300 Gigs und mehr im Jahr zu toppen. „Wir sind mit Fernweh gesegnet, Ruhe und Gelassenheit sind für uns irrationale Zustände“, erklärt Frontfrau Coco Hames lapidar.

Nach Hornissen im Arsch klingen „The Ettes“ auch. Schnörkellose Beats, treibende Riffs, darüber schwebt die Stimme von Coco Hames, die auch liebend gern etwas härter in die Saiten greift. Das Motto „Fuzz as Fuzz can“ ist bei „The Ettes“ in schönster Regelmäßigkeit Programm, dafür steht nicht nur die neue Bandhymne „No home“. Wild Billy Childish, die „Stooges“, die „New York Dolls“ und die ganze Horde erlesener Trash-Heroen aus den 60ern und 70ern scheinen Poni Silver, die die Drums entschlossen bearbeitet, Bassist Jem Cohen und Hames schon mit der Muttermilch aufgesaugt zu haben. Mit Jimmy, dem zweiten Gitarristen, haben sich „The Ettes“ Ende 2009 auch noch Verstärkung geholt und klingen jetzt noch etwas voller.

Doch damit nicht genug, denn auch mit melodiösem Country, etwas Qualitäts-Pop à la „Blondie“ und einer Spur Folk können die drei etwas anfangen, wie Stücke wie „Love Lies Bleeding“ belegen.

Getroffen haben sich die drei Ursprungs-Ettes im Frühjahr 2004 in Los Angeles. Bei einem Job lernten sich Coco und Poni kennen und beschlossen eine Band aufzumachen. Gesagt, getan, obgleich Poni bis dahin noch nie hinter Snare, Becken und Co. gesessen hatte. Jem mussten die beiden Riot-Girls zudem erst mal in einer anderen Band loseisen und ihn vom Gitarristen zum Bassisten umpolen. Auch das hat ganz anständig geklappt und so legten die drei, die allesamt einst in New York City wohnten, los.

Drei Jahre waren sie nahezu ununterbrochen auf Tour, so Coco. Rock’n’Roll-Nomaden, die zwischen der Ost- und Westküste der USA pendelten und dann London, Berlin und Madrid unsicher machten. Mittlerweile haben sie sich in Nashville angesiedelt, wo auch das letzte Album entstand, welches etwas klarer, strukturierter und polierter ist als der Vorgänger.

Für das Gros der Stücke zeichnet Coco Hames verantwortlich. Sie ist der enthusiastische Motor der Band, so Drummerin Poni, und stammt aus dem Land der Everglades und Alligatoren, aus Florida. Neben den Stücken für die Band schreibt das Energiebündel auch noch Essays über Gott und die Welt. Woher sie dafür noch Zeit nimmt angesichts des Tourprogramms ist zwar nicht so recht klar, aber tut auch nicht groß zur Sache, denn live sind „The Ettes“ noch besser als aus der Konserve.

■ Sa, 20. 2., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30