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Archiv-Artikel

CDU will kulturpolitisch wieder mitspielen

VISIONEN Claas Rohmeyer fordert als neue kulturpolitische Speerspitze der Christdemokraten einen Masterplan für moderne Kunst, mehr Unterhaltungstheater sowie Lorbeeren für Minister Neumann

„Wir kriegen aus Berlin mehr, als uns von der Größe des Landes her zusteht“

Claas Rohmeyer (CDU) sieht die Gunst von Bernd Neumann (CDU) am Werk

Die CDU-Fraktion fordert eine zeitnahe Strategie für moderne Kunst in Bremen. Das verkündete gestern Claas Rohmeyer, ihr neuer kulturpolitischer Sprecher. Sein erster größerer Aufschlag in der von Rita Mohr-Lüllmann geerbten Funktion zielt bei Weitem nicht nur auf das Museum Weserburg.

Auch die Städtische Galerie, das Künstlerhaus am Deich, die Gesellschaft für Aktuelle Kunst, die Hochschule für Künste (HfK) und das Studienzentrum für Künstlerpublikationen müssten in einen solchen Masterplan einbezogen werden, fordert Rohmeyer.

Das Studienzentrum, das von der Weserburg derzeit abgenabelt wird, könne mit der Uni und der HfK kooperieren, meint Rohmeyer – der die Entwicklung konkreterer Vorstellungen ansonsten vom Kulturressort erwartet. Das wiederum, so der Bürgerschaftsabgeordnete, profiliere sich bislang lediglich als „Verwalter des Mangels“.

In die Kategorie „Mangel“ fällt für Rohmeyer auch der Entwurf für die beiden kommenden Kulturhaushalte, die heute in der Kulturdeputation vorgestellt und diskutiert werden. Dass deren Eckwerte zwar nicht gesenkt sind, aber nur stabil bleiben, wertet Rohmeyer als Misserfolg: Aufgrund der allgemein steigenden Kosten bedeute ein gleich bleibender Ansatz „in Wahrheit real eine Kürzung“.

Um das sozialdemokratisch geführte Ressort zu ärgern, streicht er kulturpolitische Gemeinsamkeiten mit den Grünen heraus, etwa in Sachen regelmäßiger Sonntagsöffnung der Stadtbibliothek. Im Übrigen sei es nicht zuletzt Kulturstaatssekretär Bernd Neumann (CDU) zu verdanken, wenn die Kultur in Bremen noch nicht vollkommen darnieder läge.

Rohmeyer verweist beispielhaft auf die Focke-Sonderausstellung „Graben für Germanien“, auf die restaurierten Schnitger-Orgeln und Windmühlen oder auf die gerade beschlossene Überholung der „Seute Deern“ aus Bundesmitteln. Rohmeyer: „Das ist deutlich mehr, als uns von der Größe des Bundeslandes her zusteht.“ Das müsse der Bürgermeister, Kultursenator Jens Böhrnsen, „endlich mal würdigen“.

Die Frage ist allerdings, ob sich der Kulturstaatsminister im fernen Berlin über solch ein Lob freuen darf. Denn Rohmeyers Bescheinigung einer überproportionalen Förderung Bremens könnte im bundesweiten Rahmen unangenehm auffallen: Kein Minister darf seinem Heimat-Wahlkreis aus lokalpatriotischen Gründen mehr zuschanzen als anderen. Neumanns Zuwendungen würden allesamt parlamentarisch bestätigt, sagt Rohmeyer auf Nachfrage. Und: Aus Bremen würden eben mehr Förderanträge gestellt.

Rohmeyer betont gern, als Kulturpolitiker lediglich für die Rahmenbedingungen des Kulturschaffens zuständig zu sein – macht bei bestimmten Themen aber nichtsdestotrotz inhaltliche Ansagen. So müsse dem Bremer Theater klar gemacht werden, dass auch „Menschen, die die reine Unterhaltung suchen“, am Goetheplatz auf ihre Kosen kommen müssten. Rohmeyer kündigt an: „Wir werden sehr genau im Auge behalten, wie sich dort die Besucherzahlen entwickeln.“

Henning Bleyl