: Der Chef des Mossad
Seine Spezialität sei es, den Kopf eines Arabers von dessen Körper zu trennen, soll Ariel Scharon über seinen einstigen Protegé Meir Dagan gesagt haben. Die beiden Männer lernten sich in den frühen 70er-Jahren kennen. Scharon war damals Chef des Südkommandos und Dagan leitete eine geheime Sondereinheit, deren Aufgabe es war, palästinensische Terroristen aufzuspüren und zu liquidieren. Nicht anders lautete die Mission Ende Januar in Dubai, wo der Hamas-Waffenbeschaffer Mahmud Mabhuh aller Wahrscheinlichkeit in die Hände eines Killer-Kommandos fiel, das Mossad-Chef Dagan in den Einsatz schickte. Dumm für Dagan ist nur, dass seine Agenten gefilmt wurden und dass die Fälschung der für die Operation nötigen Pässe zum diplomatischen Eklat führte.
Schon fordern Kritiker, Dagan seines Postens zu entheben. Der israelische Sicherheitsapparat würde sich jedoch nur ungern von ihm trennen. Mutig, kreativ und ein erfahrener Stratege, sind die für ihn typischen Attribute. Dagan wird über die Grenzen seiner Organisation sehr geschätzt, obschon die Tage, als er mit dem Tapferkeitsorden ausgezeichnet wurde, weil er einen Terroristen mit Faustschlägen dazu brachte, eine Handgranate loszulassen, lange hinter ihm liegen. Der 1945 in Nowosibirsk geborene Sohn von Holocaust-Überlebenden erinnert heute mit seinem schütteren Haar, Brille und Übergewicht nur noch wenig an den berüchtigten Terroristenjäger von einst.
Nach einer Serie von Schlappen in den 90er-Jahren und anschließendem vorsichtigen Abwarten brachte Dagan, der vor acht Jahren die Leitung übernahm, den Geheimdienst wieder in Form. „Seiner Bestimmung entsprechend ist der Mossad wieder zum langen Arm Israels geworden“, lobte Minister Efraim Sneh von der Arbeitspartei. Die Zerstörung des syrischen Atomreaktors gehört zu Dagans großen Erfolgen wie auch die Exekution des Hisbollah-Führers Imad Mugniyeh. Was dem studierten Politologen in seiner Sammlung noch fehlt, ist die iranische Trophäe. Dagan glaubt, dass das Atomforschungsprogramm mit relativ geringem Einsatz deutlich zu verzögern sei, wenn man ihn die Sache nur „mit eigener Methode“ erledigen ließe.
SUSANNE KNAUL