: Simpel und effektiv
UNTERHALTUNG Will Tremper war ein Meister der glamourösen Kolportage. Das Hamburger Metropolis widmet dem Regisseur und Autor eine Filmreihe
Deutschlands Elvis war Peter Kraus und Deutschlands James Dean war Horst Buchholz. Derjenige, der den Film „Die Halbstarken“ schrieb und so für Horst Buchholz’ prägende Rolle sorgte, war der Autor Will Tremper. Und der war selber ein Vorläufer derjenigen Jugendlichen, die später als „Halbstarke“ bezeichnet wurden: Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs spielte der damals 17-Jährige als Pianist in englischen und französischen Offiziersclubs und 1947 wanderte er für ein paar Monate in den Knast, weil er „falsche Informationen an den CIA“ weitergegeben hatte.
So einer wird natürlich Journalist: In den 1950er-Jahren war er beim Stern zuständig für den Tratsch über die Filmbranche. Danach wurde er Drehbuchautor und machte fünf Filme unter eigener Regie, bis er sich wieder ganz aufs Schreiben konzentrierte und von 1968 bis 1972 ausgerechnet Chefredakteur der Frauenzeitschrift Jasmin wurde.
Die glamouröse und dabei provokante Kolportage war seine Stärke, und so sind die Spielfilme von ihm, die das Hamburger Metropolis in einer kleinen Werkschau zeigt, auf jeden Fall unterhaltsam.
„Flucht nach Berlin“ war 1960 Trempers erste Regiearbeit. Diese spannend erzählte Geschichte von der Flucht eines jungen Paares aus der DDR in den Westen war damals ein Kassenschlager. Aber Tremper zeigt hier auch schon sein Talent dafür, sich bei aller Mechanik der Spannungsdramaturgie auch auf die verschiedenen Figuren und Stimmungen zu konzentrieren.
„Die endlose Nacht“ von 1963 gilt inzwischen als sein Meisterwerk und Klassiker. Vor ein paar Jahren war der Film noch verschwunden: Es musste lange nach einer noch existierenden Filmkopie gesucht werden, als Hannelore Elsner, die hier in einer ihrer ersten Rollen großartig spielt, den Film unbedingt bei einer Werkschau ihrer Filme im Programm haben wollte.
Die Geschichte ist ebenso simpel wie effektiv: Auf dem Flughafen Tempelhof ist Nebel und eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Menschen ist dazu gezwungen, diese eine Nacht miteinander zu verbringen. Ein wenig Sartre und natürlich Becket scheinen da durch, aber Ekkehard Knörer lobte in der taz zu recht die Lässigkeit von Regie und Kamera, „die schon mal in vollendete Eleganz übergeht“.
„Verspätung in Marienborn“ vermengt die beiden Grundgeschichten der Vorgänger. Jetzt sitzt die Gruppe in einem Zug fest, der an der Zonengrenze von sowjetischen Grenzsoldaten aufgehalten wird, weil sich ein Flüchtling in ihm befinden soll.
Bei „Playgirl“ von 1966 mit Eva Renzi in der Titelrolle sagt im Grunde der Titel schon alles, und mit „Zimmer 13“ hat Tremper auch das Drehbuch für einen Edgar Wallace Film geschrieben. Der Produzent der Wallace- und Winnetou-Filme Horst Wendlandt produzierte dann auch mit „Wie kommt ein so reizendes Mädchen zu diesem Gewerbe?“ die letzte Regiearbeit von Tremper. Auch hier werden die vom Titel geweckten Erwartungen erfüllt. WILFRIED HIPPEN
Will Tremper-Filmreihe: noch bis Ende Juni, Metropolis, Hamburg