: Unter Elite-Verdacht
SCHULE Das Bistum Osnabrück will eine private Schule für jüdische, christliche und muslimische Schüler einrichten. Deren Eltern allerdings sind skeptisch
Kai Mennigmann, BistumSsprecher
Nach der ersten Euphorie weht den Befürwortern einer Grundschule, die muslimische, christliche und jüdische Kinder gemeinsam besuchen, nun Gegenwind entgegen: Bei einer Befragung des Schulelternrats an der Osnabrücker Johannisschule sprachen sich 51 Prozent für eine öffentliche Grundschule, 25 Prozent für eine öffentliche, katholische Bekenntnisschule und nur 23 Prozent für eine private Bistumsschule mit besonderer Berücksichtigung der „abrahamischen Religionen“ aus.
„Wir hätten uns über eine größere direkte Zustimmung zu unserem Konzept gegenüber gefreut“, räumt Bistumssprecher Kai Mennigmann ein. Ausgangspunkt der Überlegungen sind rückläufige Schülerzahlen: Der Schule fällt es immer schwerer, die 80 Prozent katholische Schüler zu gewährleisten. Der „Arbeitskreis Schulzukunft“ der Johannisschule teilt sich nun in Befürworter der Bistumspläne und Befürworter einer öffentlichen Schule. Stefan Kiefer etwa hält das Konzept einer privaten Bistumsschule für „selektiv“: Diese darf nämlich bei einem Überschuss an Anmeldungen unter den künftigen Schülern auswählen – und dann, so fürchtet Kiefer, kämen eher die bildungsnahen als die bildungsfernen Elternhäuser zum Zuge.
Demgegenüber ist den Verfechtern des Bistumskonzepts wie Dirk Turek der religiöse Grundgedanke wichtig. In einer öffentlichen Grundschule gebe es zwar Religionsunterricht für alle Bekenntnisse, das Konzept des Bistums will dem religiösen Leben aller Konfessionen aber darüber hinaus Raum verschaffen. Damit verbunden ist die ebenfalls strittige Frage, ob die neue Schule eine offene Ganztagsschule sein soll, also nur bis Mittag stattfindet, oder eine, die bis in den Nachmittag läuft: Letztere Variante hatte das Bistum vorgesehen, die Eltern haben sich nun mehrheitlich dagegen ausgesprochen. Hier signalisiert die Kirche Verhandlungsbereitschaft.
Inzwischen haben sich die Lehrer der Johannisschule, die bislang als katholische Bekenntnisschule in städtischer Trägerschaft geführt wird, gegen eine Umwandlung ausgesprochen. Mit Schülern aus 19 Nationen leiste man bereits Integrationsarbeit, heißt es. Nicht ganz unwesentlich mag aber auch die Furcht sein, den Beamtenstatus zu verlieren – obwohl das Bistum versichert hat, die Lehrkräfte zu den bestehenden Konditionen zu übernehmen.
Ursprünglich war angepeilt, bis zum Mai eine Zusage der Stadt einzuholen. Im Rathaus hatten sich alle Fraktionen bis auf die der SPD für das Konzept ausgesprochen. Dieser Zeitplan aber scheint nun knapp zu werden. GRÄ