Don-Bosco-Orden will Missbrauchsfälle aufklären

KIRCHE Im Don-Bosco-Heim sollen Patres Kinder missbraucht haben. Der Orden prüft die Vorwürfe

Der Don-Bosco-Orden hat sich für eventuelle Missbrauchsfälle durch Mitglieder entschuldigt und Aufklärung angekündigt. Der Provinzial des Ordens, Josef Grünner, gab in einer Stellungnahme bekannt: „Ich entschuldige mich für alle Erniedrigung und alles Leid, wo dies in einer unserer Einrichtungen jungen Menschen zugefügt wurde.“ Um die Fälle aufzuklären, werde eine Arbeitsgruppe aus „internen und externen“ Personen eingesetzt. Würden sich die Vorwürfe bewahrheiten, solle den Opfern Hilfe zur Aufarbeitung ihrer Erfahrungen angeboten und Rechenschaft von den Tätern gefordert werden.

Am ehemaligen Don-Bosco-Heim in Wannsee sollen zwei Ordensmitglieder und ein Angestellter sich bis in die 70er-Jahre an Minderjährigen vergriffen haben. In den vergangenen Tagen meldeten sich mehrere ehemalige Schüler mit Missbrauchsvorwürfen zu Wort. So berichtete der 65-jährige Peter E. der taz, dass Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren abgepasst wurden, wenn sie nachts auf Toilette wollten. „Erlaubt wurde das nur gegen sexuelle Leistungen“, sagte E. Bereits Mitte der 60er Jahre sei einer der Patres versetzt worden, weil Vorwürfe bekannt wurden. In der Morgenpost und der BZ berichteten zwei weitere Männer von Vergewaltigungen.

Die Männer beschrieben außerdem, dass bis in die 70er-Jahre Prügelstrafen an der Tagesordnung waren. Der Runde Tisch für Heimerziehung, der Misshandlungen in Heimen in den 50er-und 60er-Jahren aufarbeitet, sagte hingegen, dass bisher noch keine Fälle aus dem Don-Bosco-Heim in Wannsee bekannt seien. „Vielleicht melden sich jetzt ehemalige Heimkinder“, sagte eine Sprecherin.

Bundesweit stehen sechs Personen im Verdacht, von denen aber drei bereits verstorben sind. Einer ist aus dem Orden ausgetreten, zwei weitere bestreiten die Vorwürfe. LALON SANDER