: Ein Jahr danach
Am 7. Februar wird die 23-jährige Deutschkurdin Hatun Sürücü in Tempelhof erschossen. Drei Brüder des Opfers werden wegen dringenden Tatverdachts festgenommen und wegen Mordes vor Gericht gestellt. Der Prozess dauert bis heute an. Die Tat hatte damals weit über Berlin hinaus eine Debatte über Unterdrückung und Gewalt an Frauen in islamischen Einwandererfamilien ausgelöst. Schnell wurde vermutet, der Mord hänge mit dem Lebensstil der jungen Frau zusammen. Hatun Sürücü wurde in ihrer Jugend von ihren Eltern mit einem Cousin in der Türkei zwangsverheiratet. Ohne den Mann war sie hochschwanger nach Berlin zurückgekehrt und hatte hier ihr Kind bekommen. Später hatte sie eine Ausbildung als Elektroinstallateurin begonnen und allein für ihr Kind gesorgt. Wie andere Frauen auch schminkte sie sich, ging gern aus und hatte Männerbeziehungen. Als sie starb, war ihr Junge fünf Jahre alt. Er lebt heute bei Pflegeeltern. Der jüngste der angeklagten Brüder legte vor Gericht ein Geständnis ab. Die „oft wechselnden Männerbeziehungen“ seiner Schwester hätten ihn „abgestoßen“. Die beiden älteren Brüder bestreiten die Tat. taz
brennpunkt SEITE 5