: Piloten fliegen und verhandeln
LUFTHANSA Nach einem Gerichtsurteil beendet die Gewerkschaft den Streik vorläufig. Beide Seiten müssen Tarife bei ausländischen Firmentöchtern beim Verhandeln außen vor lassen
FRANKFURT AM MAIN rtr | Nach dem vorläufigen Ende des Pilotenstreiks geben sich Lufthansa und die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) vorsichtig optimistisch für eine baldige Einigung. Die Fluggesellschaft sei zuversichtlich, bis zum Ende der vereinbarten Friedenspflicht am 8. März eine Lösung hinzubekommen, sagte eine Firmensprecherin am Dienstag. Auch VC rechnet für die kommenden zwei Wochen mit konstruktiven Verhandlungen. „Wir sind dazu bereit“, sagte die VC-Vorsitzende für Tarifpolitik, Ilona Ritter.
Die Gewerkschaft hatte am Montagabend nach einem Vergleich vor dem Arbeitsgericht Frankfurt den ursprünglich bis Donnerstag vorgesehenen Pilotenstreik beendet. Das Gericht hatte darauf gedrungen, dass die Parteien nur über Entgeltfragen für die rund 4.000 Piloten verhandeln und strittige Tarifbedingungen bei den Auslandstöchtern – etwa bei Lufthansa Italia – außen vor lassen. Die Gewerkschaft hatte daraufhin diese Forderung fallengelassen.
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) begrüßte das Aussetzen des Streiks. „Ich bin sehr froh, dass es jetzt zu weiteren Verhandlungen kommt“, sagte er in Berlin.
Trotz des Kompromisses gaben sich Experten skeptisch zu den Aussichten für eine einfache Lösung. Eine Einigung werde nicht leicht, zumal die Gewerkschaft nicht vordergründig um höhere Löhne kämpfe, sondern um strategischen Einfluss, schrieb BHF-Analyst Nils Machemehl in einer Analyse. Dennoch sei er zuversichtlich, dass beide Seiten vor weiteren Streiks zu einer Lösung fänden. Die Analysten von Merck Finck & Co. gehen davon aus, das ein Kompromiss in dem Streit nicht völlig zugunsten von Lufthansa ausfallen werde. Am Montag waren bei der größten europäischen Airline durch den Streik rund 900 Flüge ausgefallen. Nach dem Ende des Arbeitskampfs wird der Flugverkehr voraussichtlich erst am Freitagmorgen wieder reibungslos funktionieren. Bis dahin hält die Fluggesellschaft an einem Sonderflugplan fest, der unter www.lufthansa.com eingesehen werden kann. „Es dauert natürlich, bis die Flugzeuge wieder an allen 200 Standorten, die das Lufthansa-Netz weltweit hat, positioniert sind. Auch die Crews müssen wieder positioniert werden“, so ein Lufthansa-Sprecher.
Das Unternehmen hatte mögliche Erlöseinbußen für die ursprünglich geplanten vier Streiktage auf 100 Millionen Euro beziffert. Wie hoch die finanzielle Belastung tatsächlich ausfalle, sei noch unklar, sagte eine Sprecherin.
Die Lufthansa ging zudem auf die Flugbegleitergewerkschaft UFO zu. Das Management habe der Gewerkschaft am Montag zeitnahe Tarifverhandlungen angeboten, teilte UFO mit. Die Gewerkschaft hatte zuvor mit Warnstreiks gedroht, sollte die Fluggesellschaft nicht bald Tarifverhandlungen für die 16.000 Flugbegleiter aufnehmen.