: Schulminister in der Kritik
Rektoren und SPD nörgeln an Busemanns Reformen herum, Niedersachsens Kinder sind offenbar unfit
Stürmische Zeiten für den niedersächsischen Schulreformator Bernd Busemann. „Erhebliche Verärgerung“ über das Konzept zur eigenverantwortlichen Schule des CDU-Kultusministers hat die Vorsitzende des Schulleitungsverbandes, Helga Akkermann, unter Kollegen ausgemacht. Es sei sinnvoll, den Schulen freizustellen, ob sie auf Zensuren verzichten oder Klassenstärken selbst bestimmen wollten. Dies sehe Busemann aber nicht vor. „Wir können nicht erkennen, wo sich da was verändert haben soll“, so Akkermann. Die SPD legte zudem gestern ein Bildungskonzept vor, das ein beitragsfreies erstes Kindergartenjahr, ein Ende der Sitzenbleiberei und eine gemeinsame Schule anstelle des bislang dreigliedrigen Systems vorsieht, wie das andere CDU-regierte Länder planen.
Außerdem zeichnet sich keine Beruhigung beim von Sportwissenschaftlern, Eltern wie Lehrern kritisierten Fitness-Test Busemanns ab. Eigentlich hätten die Ergebnisse heute vorgelegt werden sollen. Während das Ministerium die Verschiebung auf kommende Woche mit „Terminschwierigkeiten“ begründet, vermutet die Opposition, es gebe Probleme bei der internetbasierten Auswertung der etwa 650.000 Datensätze des Tests. Hatte das zeitaufwändige Vorturnen der Kinder in einigen Schulen bereits nur mit Hilfe von Eltern bewerkstelligt werden können, verzweifelten die Lehrer anschließend bei der Online-Eingabe der Daten. Wegen Überlastung war der Server nicht nur einmal in die Knie gegangen.
Immerhin ließ Busemann gestern in der Nordwest-Zeitung durchblicken, erste Auswertungen hätten ergeben, dass Niedersachsens Schüler weniger beweglich als ihre Altersgenossen in anderen Bundesländern seien, weniger motorische Fähigkeiten, dafür aber ein höheres Körpergewicht besäßen. Es gebe „dringenden Handlungsbedarf“. Wenn der Trend nicht gestoppt werde, habe man in ein bis zwei Jahrzehnten ähnlich dramatische Verhältnisse wie bei US-amerikanischen Jugendlichen. ksc