Das Waller Wanderkino

KINO 46 Der Umzug in die Neustadt steht aus Kostengründen wieder zur Disposition. Jetzt wird an kommerzielle Partner gedacht

„Inhaltlich finden wir eine Ansiedlung des Kinos 46 in den Keller der Städtischen Galerie immer noch sehr reizvoll“

Das Kulturressort verhandelt mit verschiedenen kommerziellen Kinobetreibern, um eine Lösung für das Kino 46 zu finden. Das derzeit noch in Walle angesiedelte kommunale Kino soll wegen zu hoher Miete den Standort wechseln. Zahlreiche bildungspolitisch erwünschte Kooperations-Optionen wie eine Unterbringung in der Stadtbibliothek haben sich zerschlagen, jetzt könnte auch die in vielen Varianten diskutierte räumliche Eingliederung in den Komplex Schwankhalle/Städtische Galerie an den Kosten scheitern. Die günstigste Lösung soll dort bei etwa einer Million Euro liegen.

„Inhaltlich finden wir eine Ansiedlung des Kinos 46 im Keller der Städtischen Galerie sehr reizvoll“, sagt Kulturressortsprecher Heiner Stahn. Angesichts der noch unklaren Finanzierbarkeit habe sein Haus nun jedoch abermals beim Cinemaxx angefragt, ob das kommunale Kino dort einziehen könne. Auch andere kommerzielle Kinos kämen neben der nach wie vor offenen Neustadt-Option in Frage.

Seit wenigen Tagen hat beispielsweise das „City“ am Hillmannplatz geschlossen. Zuletzt, bis zur Insolvenz des langjährigen Pächters, wurde es von Manfred Brockis Filmkunsttheatern mitbespielt. „Bremen braucht ein kommunales Kino mit angemessenem Standort und eigenständigem Spielbetrieb“, sagt Karl-Heinz Schmidt vom Kino 46. Zu konkreten Optionen will er sich angesichts der offenen Situation nicht äußern – zumal die schon sehr lange offen ist.

Die Liste vergeblich geprüfter Objekte ist lang: In der Stadtbibliothek kam den Umbauplänen ein Eigentümerwechsel in die Quere. In der Weserburg war es die Statik, in der Schwankhalle sind es nun wohlmöglich die Kosten. In den Standort Kunsthalle – bei deren Umbau das Kino gut hätte berücksichtigt werden können – wurden angesichts all dieser Bemühungen keine Planungskapazitäten investiert.

Nun drängt die Zeit. Der Mietvertrag in Walle läuft im Oktober 2011 aus. In Erwartung eines kostengünstigeren Standorts hatte das Kulturressort bereits im Haushaltsentwurf für 2009/2010 die Zuwendungen auf 156.000 Euro halbiert. Angesichts des ausbleibenden Umzugs mussten zwar Mittel wieder nachbewilligt werden. Seinen festen Haushaltstitel hat das kommunale Kino allerdings schon 2008 eingebüßt.

Dieser Umgang mit der vielfach ausgezeichneten Kultureinrichtung bleibt nicht ohne Folgen: Obwohl noch immer das mit Abstand anspruchvollste Kino der Stadt, hat das Kino 46 quantitativ und qualitativ – ablesbar etwa an der Zahl von Erstaufführungen – Federn gelassen.

Henning Bleyl