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Archiv-Artikel

Streit um das Camp am Oranienplatz

Zu erklären, aber nicht zu entschuldigen

VON ALKE WIERTH

Wie der Streit vor der Messerattacke am Oranienplatz tatsächlich entstanden ist, wird wohl nicht ganz zu klären sein. Doch dass es – ausgerechnet – ein türkeistämmiger Mann war, der gegen einen schwarzen Bewohner des Flüchtlingscamps gewalttätig wurde, wird für viel Häme sorgen und Wasser auf die Mühlen rechter Idioten sein.

Dabei stellt sich in dem Konflikt etwas dar, das der Soziologe Norbert Elias schon Mitte des vergangenen Jahrhunderts beschrieben hat: Gruppen, die sich über längere Zeit an einem Ort etabliert haben, wehren neu Zuziehende als Außenseiter ab.

Der Vorgang ist dabei immer der gleiche: Dass sich die Außenseiter nicht an die geltenden Regeln der Etablierten halten (die sie – noch – nicht kennen), lässt sie unberechenbar und damit bedrohlich wirken. Die Etablierten werten die Außenseiter dafür ab: Sie sind gesetzlos, schmutzig, asozial.

So erging es den Menschen, die in den vergangenen Jahrhunderten mit den verschiedenen Einwanderungswellen aus unterschiedlichen Herkunftsländern nach Deutschland kamen. Und so ergeht es auch heute noch Flüchtlingen.

Keine Entschuldigung

Dass jetzt zu den Etablierten auch diejenigen gehören, die einst als neu Angekommene selbst Außenseiter waren, ist der Lauf der Welt in der Einwanderungsgesellschaft.

Wohlgemerkt: Das ist eine Erklärung für eine Entwicklung. Eine Entschuldigung für das Geschehene ist es nicht. Denn ganz unbenommen davon bleibt etwas anderes, bei dem Herkunft total egal ist: Rassismus und Gewalt sind Mist und verboten, immer und überall. Ganz egal, wer sie ausübt.