DAILY DOPE (627)

Wer fragt, dem werden Antworten gegeben. Die niederländische Antidopingagentur Ada forderte bis zum Stichtag 1. April alle einheimischen Radprofis, Rennstallmanager und sonstige Angestellte auf, Aussagen über ihren eigenen Dopinggebrauch in der Vergangenheit zu machen. Ihnen wurde Anonymität und Straferlass zugesichert. Laut Presseerklärung der Ada bestätigen die Anhörungen „den Verdacht, dass der Großteil der Radprofis und auch der holländische Teil davon in der Hochphase des Epo-Missbrauchs (späte 90er bis frühe Nullerjahre) dopte. Es ist schwer, Prozentzahlen abzugeben, aber in unseren Augen liegt die Wahrheit in einem Bereich von 80, 90, vielleicht sogar 95 Prozent.“

Die Zahlen bestätigen damit die düstersten Ahnungen. Auch die massiven Mobbingaktivitäten eines Großteils des Pelotons gegen Fahrer, die Doping offen ablehnten oder sich nach ihrer Überführung zu Geständnissen durchgerungen hatten, werden erklärlich.

Nachdenklich machen sollten die Zahlen der Dopingjäger. Positive Dopingkontrollen lagen in dieser Zeit im Promillebereich. Selbst aus den Langzeitstatistiken der Analytik ließen sich bisher nur ein Dopingmissbrauch von ca. 10 Prozent aller Profis herauslesen. Das zeigt, wie gut Doper um die Nachweisfenster Bescheid wussten.

Für die gegenwärtigen Zustände gab die Untersuchungskommission eine vorsichtige Einschätzung. Sie konstatierte eine Abnahme von Doping, warnte aber: „Es ist vielleicht nur eine Sache der Zeit, bis etwas Neues auftaucht, das effektiv und nicht nachweisbar ist.“ Ex-Profi Michael Boogerd, einer der wenigen bekannten Zeugen vor der Wahrheitskommission, wies auf Praktiken nach dem Jahr 2009 hin, „bei denen sich mir die Augenbrauen hoben“. Die nächste Wahrheitskommission darf kommen. TOM MUSTROPH