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Archiv-Artikel

DAILY DOPE (628)

Es kam, wie es kommen musste: Jamaikas erfolgreichste Sprinterin, die dreifache Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown, war Anfang Mai der Einnahme eines Verschleierungsmittels überführt worden, das auf der Dopingliste stand, und ihr Management übte sich mit leichter Verspätung in der Kunst, sie als Opfer zu inszenieren: „Dass sie gegen Anti-Doping-Bestimmungen verstoßen haben soll, ist ein Schock für Veronica“, hieß es in einer Erklärung, und des Weiteren wurde versichert: „Veronica bleibt eine glühende Anhängerin der Reinheit des Wettbewerbs und der Schönheit des Sports. Sie glaubt fest, dass dieses unverdiente Leid letztlich erlösende Qualität hat.“

Der jamaikanische Leichtathletik-Verband JAAA teilte unterdessen mit, dass Campbell-Brown vorerst keine Wettkämpfe bestreiten wird. Die erfolgreichste Sportlerin des Landes habe sich demnach freiwillig aus den Startlisten der bevorstehenden Wettkämpfe ausgetragen. Hierzu zählen unter anderem die nationalen Meisterschaften in dieser Woche, die als Qualifikation für die WM in Moskau (10. bis 18. August) dienen. Grund für den Rückzug ist angeblich eine vom Verband berufene Kommission, die sich mit dem Dopingfall beschäftigen will.

Bei allem Ungemach deutet sich jedoch an, dass die Einnahme des das Blutbild kaschierenden Mittels glimpflich für Campbell-Brown enden könnte. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF bestätigte zwar am Dienstag den Dopingfall, geht aber von einem kleineren Verstoß aus. „Wir mahnen, die Perspektive zu wahren“, sagte IAAF-Sprecher Nick Davies. „Es scheint nach den bisherigen Beweisen ein geringfügiger Verstoß gegen unsere Regeln zu sein.“ Man darf gespannt sein, auf welchem offenbar entschuldbarem Wege das verbotene Diuretikum Lasix in die Blutbahn von Campbell-Brown geraten ist. (taz)