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Archiv-Artikel

Die Karawane zieht weiter

Vor dem dänischen Honorarkonsulat in Düsseldorf wollen Muslime heute gegen die Mohammed-Karikaturen demonstrieren. Islam-Verbände distanzieren sich: „Das ist nicht die richtige Form“

VON NATALIE WIESMANN

Tausend Muslime wollen heute in Düsseldorf gegen die dänischen Mohammed-Karikaturen demonstrieren. Aller Beschwichtigungsversuche der muslimischen Dachverbände zum Trotz wird jetzt doch der Protest auf die Straße getragen: Neben Düsseldorf, wo am meisten TeilnehmerInnen erwartet werden, wurden auch in Berlin und Stuttgart Demonstrationen angemeldet.

Initiator des Düsseldorfer Protests ist ein Deutscher palästinensischer Herkunft aus Solingen. Die Demo soll vom Düsseldorfer Hauptbahnhof zum dänischen Konsulat führen. Honorarkonsul Andreas Meyer-Landrut, ein ehemaliger Spitzendiplomat, hat keine Angst vor größeren Unruhen: „Wir fühlen uns hier gut aufgehoben“, sagte er gestern der taz. Die mehrere tausend Menschen umfassende dänische Gemeinde in NRW sei seines Wissens bisher nicht von Muslimen bedroht worden.

Auch heute wird es voraussichtlich nicht zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen, sagte die Düsseldorfer Polizei. „Der Anmelder ist uns als kooperativer Mensch bekannt“, so Sprecher Wolfgang Rodax. Er gehe von einer „friedlichen Demonstration“ aus. Trotzdem soll ein Großaufgebot von Polizisten den Protestmarsch begleiten.

Die islamischen Dachverbände, die alle ihren Sitz in NRW haben, wollen nicht an der Demonstration teilnehmen. „Ich sehe keinen Bedarf, mit einer solchen Verzögerung auf den Protestzug aufzuspringen“, so Oguz Ücüncü, Generalsekretär von Milli Görüs. Seine Organisation, die dem Islamrat angehört und unter Beobachtung des Verfassungsschutzes steht, hatte am Mittwoch im Namen vieler muslimischer und türkischstämmiger Verbände öffentlich die gewalttätigen Ausschreitungen im Iran, Libanon und Syrien verurteilt. Gleichzeitig hatte Ücüncü jedoch die Veröffentlichung der Prophetenzeichnungen als „bewusste Verletzung religiöser Gefühle und Verunglimpfung von Religion“ kritisiert. „Wenn wir jetzt zum Protest aufrufen, machen wir uns unglaubwürdig“, so Ücüncü gestern zur taz. Er könne nur hoffen, dass es zu keiner Eskalation kommt.

Auch Mehmet Yildirim, Generalsekretär der Türkisch Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), will auf keinen Fall dazu aufrufen, sich dem Protest anzuschließen. „Wer kann garantieren, dass solch eine Demonstration friedlich verläuft?“

Auch der arabisch dominierte Zentralrat der Muslime (ZMD) distanziert sich von der Demo. „Das ist nicht die richtige Form zu dieser Zeit. Es gibt kreativere Möglichkeiten des Protests“, sagte Aiman Mazyek der taz. Der Generalsekretär des ZMD empfiehlt, Artikel zu schreiben, selbst Karikaturen zu erstellen oder auch beim Freitagsgebet darüber zu reden. „Die Verunglimpfung der Muslime durch die Darstellung Mohammeds als Terrorist sind natürlich auch in den Moscheen Thema.“ Gleichzeitig riefen die Imame in Deutschland weiterhin zur Besonnenheit auf.