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Archiv-Artikel

Lehrer in NS-Diensten

Nach 1947 stieg die Zahl der alten NSDAP-Mitglieder im Bremischen Öffentlichen Dienst wieder – 1949 betrug der Alteil der alten NS-Genossen im höheren Dienst 56 Prozent

Vor der Machtergreifung ergab sich folgende Parteizugehörigkeit der Bremer Beamten: Von ca. 6.000 Beamten und 1.400 Angestellten waren 69 in der NSDAP (= 0,9%), 26 in der KPD, 329 in der SPD, 136 in der Staatspartei, 143 in der DVP und 66 in der DNVP. Von 523 höheren Beamten waren 11 (= 2,1%) in der NSDAP, 30 in der DNVP, die SPD war „nur schwach“ vertreten.

Für die „Beamten des höheren Dienstes“ ließen sich Vergleichszahlen ermitteln. Demnach waren am 1. April 1945 von 674 höheren Beamten 531 Mitglieder der NSDAP (= 78,8%). Interessant ist die Beobachtung der weiteren Entwicklung während der Entnazifizierung: Zum Stichtag 30. September 1947 sank ihr Anteil auf 48,9% (von 619 Beschäftigten 303 „Betroffene“), zum Stichtag 30. September 1948 war der Anteil bereits wieder auf 53,6% gestiegen, um nur innerhalb von knapp vier Monaten zum Stichtag 15. Januar 1949 auf 56,0% zu steigen. Das heißt, dass während der Entnazifizierung der Anteil der belasteten Beamten des höheren Dienstes kontinuierlich anstieg. (...)

Einer der höchsten Bremer NS-Schulfunktionäre war Walter Kreikemeyer. Die formale Belastung war hoch: Seit 1931 in der NSDAP, Kreisamtsleiter, von 1931-1934 in der SA, Kreisschulleiter. Der Öffentliche Kläger klagte ihn als „Hauptschuldigen“ an, er sei „fanatischer Nationalsozialist und Propagandist.“ Kreikemeyer stellte sich als völlig unpolitisch Handelnden dar. Er sei „von der Pädagogik zur NSDAP gekommen.“ Er stellte sich der Spruchkammer gegenüber als Vorbereiter eines Vereinigten Europas vor, wenn er betonte, „es wäre der einzige Weg eine Volksgemeinschaft herzustellen, welche sich dann auf ganz Europa ausdehnt.“ Dafür, so Kreikemeyer, hielt er den Nationalsozialismus als das geeignete Mittel, woran er geglaubt habe. Die Spruchkammer hörte aus diesen Worten des „freiheitlichen Schulreformer auch während der NS-Zeit“ Reue heraus und stuften Kreikemeyer als „Minderbelasteten“ (mit einer zweijährigen Bewährungsfrist) ein.

Der Oberstudienrat und Biologielehrer Hans Duncker wurde am 7. April 1948 als „Mitläufer“ eingestuft. (...) In der Tat war Duncker Leiter und Initiator der Ortsgruppe der „Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene“ in Bremen. In der Mitschrift einer Zuhörerin endete (einer seiner Vorträge) mit den Worten: „Wir wollen es unserem Führer Adolf Hitler danken, ... dass die erbgesunde fortpflanzungsfrohe Familie des Mittelstandes ganz besonders pfleglich behandelt werden soll im neuen Staat.“ (...)

In einem anderen Fall unterstellte die Berufungskammer eine spezielle Widerstandsart für Beamte. Ein Beamter sei „nicht imstande, die gleiche gegnerische Haltung zu zeigen, wie ein im freien Beruf zu befindender. Es ist also nicht erforderlich, dass er zu einem Attentat oder einer ähnlichen aktivistischen Haltung sich aufgerafft hat. Bei dem Betroffenen als Beamter genügte es, dass er soweit opponierte, dass er als Vorsitzender des Turnvereins Wulsdorf ausscheiden musste [und] ein Parteigerichtsverfahren über sich ergehen lassen musste.“