JÖRN KABISCH ANGEZAPFT : Der Obstkorb unter den Hopfen
Hopfen ist so etwas wie das Rückgrat des Bieres. Ein Stabilisator. Er sorgt für eine feste Schaumkrone, und ohne ihn würde Bier viel leichter verderben. Zumindest bis zur Erfindung des Kühlschranks war er deshalb eine selten verzichtbare Zutat beim Brauen. Die Bitterstoffe aus den Dolden der Hanfpflanze wirken antibakteriell.
In der heutigen Welt der stabilen Kühlketten hat der Hopfen eine andere Funktion: den Geschmack. Ohne ihn würde Bier wie klebrige Gerstenlimo schmecken. Die Bitterstoffe mildern nicht nur angenehm die Süße des Malzes, sie sind auch für komplexen Eindruck auf der Zunge verantwortlich. Die Dolden enthalten eine Unzahl an flüchtigen Ölen und Aromastoffen, nur einige sind wirklich bitter. Die anderen sorgen für fruchtige oder blumige Eindrücke beim Trinken. Brauer und Hopfenanbauer experimentieren inzwischen unablässig mit neuen Hopfenmischungen oder -züchtungen, um dem Bier eine besondere Note zu geben.
Ein interessanter Versuch stammt aus der Kölner Gaffel-Brauerei, einem der bekanntesten Hersteller von Kölsch, einem obergärigen Lager. So ist auch das „Sonnenhopfen“ gebraut. Aber wie ein Kölsch schmeckt es nicht. Das liegt am Citra-Hopfen, einer noch recht jungen Sorte, die in der Nähe von Seattle angebaut wird und als der Obstkorb unter den Hopfen gilt. Nicht von ungefähr erinnert der Name an eine gleichnamige Limonade aus den Achtzigern. Neben tropischen Früchten dominieren vor allem Zitrone und Limette den Aromenmix des Hopfens.
Das macht sich sofort in der Nase bemerkbar. Das naturtrübe Bier hat ein echtes Bukett, aus dem die Zitrusnoten regelrecht hervorstechen, aber auch Maracuja und Grapefruit machen sich bemerkbar. Der geringe Alkoholgehalt und eine leicht saure Note machen es genau zu dem Sommerbier, den das Etikett verspricht.
■ Sonnenhopfen, Privatbrauerei Gaffel Becker, Alkohol 4,7 Vol.%